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  • Masern

189 Beiträge seit 07.02.2015

Re: Jeder macht mal Fehler - Etwas Nachhilfe für Ralf Streck

Ich werde jetzt meine Postion zur Atomkraft besser erklären. Vorher ging es um andere Dinge.
Generation 1 der Reaktoren waren sehr gefährlich. Tschernobyl gehörte auch dazu. Nach heutigen Standards hatten die nicht mal ein Containment. Dazu menschliches Versagen...

Fukushima gehörte bereits zu Generation 2. Der Schaden war ohne Frage sehr, sehr groß, doch obwohl es von einer extremen Umweltkatastrophe getroffen wurde, trat viel weniger Radioaktivität aus als bei Tschernobyl. Wären auch nicht gleichzeitig auch auch noch alle Straßen zerstört worden, hätte man die Sache wohl sogar noch unter Kontrolle bekommen.
AKWs direkt an der Küste, in Regionen mit Tsunamigefahr sehe ich deshalb auch kritisch.
Fukushima hat vor einigen Jahren jedoch wieder die Strände geöffnet, und auch die gefangene Fische sowie Meeresfrüchte, liegen seit 2016 ausnahmslos sowohl unter den japanischen als auch WHO Grenzwerten für Radioaktivität. Auch das Gerede über das radioaktive Wasser, welches abgelassen wurde, war eben viel Gerede. Dort lag die Radioaktivität um den Faktor 100 unter den gesetzlichen Werten für Trinkwasser.

Gen 2 Reaktoren sind in meinen Augen eine viel bessere Lösung als Kohle oder gar Braunkohle. Einerseits aufgrund der CO2 Emissionen, aber auch der Luftverschmutzung durch Feinstaubpartikel.
Hier ein kurzer Artikel welche auf die Todesfälle durch Luftverschmutzung eingeht
https://www.nextbigfuture.com/2016/05/outdoor-air-pollution-is-killing-over-3.html
Es geht im Artikel nur um Outdoor airpolution und Kohle ist nicht der alleinige Sünder. Doch man erhält schon eine Idee weshalb AKWs unterm Strich Millionen vorzeitiger Todesfälle verhindert haben. 3 Millionen Tote pro Jahr durch diese Art der Verschmutzung. Es sind keine Toten die auf ein Ereignis zurückgehen, eine Katastrophe die jeder mitkriegt. Genau deshalb findet man fast kein Medienecho darüber. Es existiert aber, für Menschen in Südostasien, Indien und Nachbarn, aber auch in Teilen von Afrika ist das sehr real. Genau das wurde in der Studie von Hansen gemacht, sie haben dort die Todesfälle durch die zivile Nutzung den vermiedenen Todesfällen durch die zivile Nutzung entgegengestellt.
Im link war auch die pdf-Datei, wer nachlesen möchte. Our world data liefert auch Quellenangaben.

Dieser neuere Artikel spricht von 8,7 Mio Toten pro Jahr durch die Fossilen.
https://www.theguardian.com/environment/2021/feb/09/fossil-fuels-pollution-deaths-research
Folgende Seite spricht von 800.000 Toten pro Jahr durch Kohle.
https://endcoal.org/health/ (
Die 1,8 Millionen (der konservative Wert) bezieht sich auf die vermiedenen Todesfälle Minus die Todesfälle durch AKWs. Jeder Tausch Kohle für Atom hat Leben gerettet. Nachdem die Gefährlichkeit hochgestuft wurde, halte ich deshalb die 1,8 Mio. für sehr konservativ.

Zum letzten Absatz. Ich weiß nicht ob Finnland oder die Osteuropäer planen Atomwaffen zu bauen, nur die wollen ja auch AKWs. Da ist also schon mehr dahinter. Die Niederlande erklärte ebenfalls, dass AKWs in Zukunft eine wichtige Rolle haben werden. Das war aber noch von der letzten Regierung.

Was zu Generation 3 der Reaktoren. Vom Sicherheitsaspekt ein Schritt nach vorne. Doch ich bin immer noch kein Fan von ihnen.
Nur jede Technologie kann weiterentwickelt werden. Es gibt zumindest Konzepte für Gen 3+ und Gen 4 die recht weit im Zulassungsprozess sind. Denen traue ich tatsächlich zu das Sicherheitsproblem (Kernschmelze, Wasserstoffexplosionen, menschliches Versagen...) zu lösen. Auch preislich würde es solche Absurditäten wie Hickley, Olki, Flama, Vogtle nicht mehr geben.
Ist das gut genug?

Man Ende habe ich das nicht zu endscheiden. Was ich aber sagen kann ist, dass die Probleme bei den diesen vier westlichen Projekten hausgemacht sind. Es gibt nämlich Länder die AKWs günstiger und schneller bauen als die Europäer oder die Amis. Die Gründe für die hohen Kosten sind bekannt und erforscht.
Was tw. auch ein Grund ist, weshalb man Richtung SMR schaut. Die vermeiden einige Fallstricke der Großprojekte. Ebenso hängt die Gefahr eben nicht nur an der Anzahl der AKWs, sondern auch an der verbauten Technik.

Aufgrund der Daten muss ich Nuklear gegenüber Kohle bevorzugen. Ist man davon überzeugt, dass Luftverschmutzung tötet (Feinstaub), dann ist die Sachlage recht klar.
Ähnliches gilt für Treibhausgasemissionen. Dabei gehe ich auch davon aus, dass Tschernobyl mehr Todesfälle hatte als angegeben. Nur wie soll man sich verhalten, wenn Kohle noch mehr Menschen tötet, und Gen 1 abgeschaltet wurde? Bei Erneuerbaren kann man ja auch nicht die Kosten vor 20 Jahren nennen, um sie zu bewerten.

Ich würde es so formulieren: Es gibt kein Gut und Schlecht, sondern nur ein "besser als" und "schlechter als".

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