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Avatar von marenghi
  • marenghi

mehr als 1000 Beiträge seit 03.12.2020

Wie oft darf man als Autor auf heise...

...die dümmsten Argumente gegen die Kernkraft runterleiern:

"Tatsächlich ließe sich argumentieren, dass Kernkraft keines der aktuellen Probleme wirklich löst. Der CO2-Ausstoß ist geringer, aber nicht null."

Was für ein Schwachsinn! Der CO2-Ausstoß ist auf dem Niveau von EE - und fossile haben gegenüber beiden, EE und Kernkraft, einen um 4.000 Prozent höheren CO2-Ausstoß. EE oder KK - oder beide zusammen - sind also auf jeden Fall eine Lösung zur drastischen REduktion der CO2-Emissionen. Übrigens können diese bei beiden Technologien perspektivisch auf nahe Null gedrückt werden, da deren Emissionen nicht bei der Energieerzeugung direkt anfallen, sondern durch Bau/Materialien bedingt sind. Die dabei entstehenden Emissionen können aber durch andere Technologien bzw CO2-arme Herstellung in einem Engelskreis immer weiter reduziert wreden. Deshalb empiehlt ausgerechnet der IPCC, der Weltklimarat, EE und Atomkraft ausdrücklich zur CO2-Emissions-Reduktion.
Dass man sich als Journalist nicht einmal ein Basiswissen holt, sogar aus Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/CO2-Emissionen_der_Stromerzeugung_nach_Art_der_Erzeugung möglich, die die vorhandenen Studien zitiert, ist erschreckend. Jeder Schüler muss das heute besser machen.

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Die nötigen Brennstoffe sind nicht unerschöpflich vorhanden, sie wären vermutlich sogar noch vor Kohle und Erdöl aufgebraucht.

Ein Käse, wurde schon zig Mal erklärt: Die Abbaumengen und Motivation, neue (bekannte) Urangebiete zu erschließen, hängen stark von Angebot und Nachfrage ab. Werden andere Energieerzeugungen teurer, wird Kernkraft konkurrenzfähiger - und mehr Vorkommen werden erschlossen. Egal ob die Prämisse zutrifft (EE werden eher günstiger) - es gibt auf >100 Jahre genügend Uran. Die Milchmädchenrechnungen, wonach heute erschlossene Gebiete aufgebraucht würden, wenn alle Länder ihre gesamte Energieerzeugung auf Kernkraft umstellen würden, können ebenfalls schon Schüler auf den Scheiterhaufen der Logik befördern - weil die Länder das eben nicht tun werden.

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Und auch Uran und Plutonium müssten aus politisch "schwierigen" Regionen beschafft werden.

...wie zB Australien oder Kanada. Aber ja, auch aus Kasachstan oder Russland, genauso wie wir Öl aus Katar, den USA, und EE-Materialien aus China holen. Da tun sich alle nix, Uran kann aber wie gesehen im Gegensatz zu Gas gut diversifiziert werden.

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Schlimmer noch, die neuen Kernkraftwerke wurden immer komplizierter und teurer. In Finnland und Frankreich baute man Jahrzehnte an neuen Meilern. Die sind sicherlich gespickt mit Verbesserungen und gelten als sicherer, nur in welcher Relation steht dies zu den Errichtungskosten und der Dauer? Schon sowjetische Wissenschaftler stöhnten: Die Atomtechnik sei einfach zu komplex, um wirtschaftlich effizient genutzt zu werden.

Wer irgendwann mal gestöhnt hat, interessiert vllt schmierige Schlüssellochschmierfinken, hat aber nix in einem Sachartikel zu suchen. Neue KKW werden - auch durch immer höhere Sicherheit - sehr kompliziert und teuer. Aber anstatt hier Datenquellen mit - auch sehr komplexen Vergleichen - zu bemühen, belässt es der Autor bei einer (rhetorischen) Frage. Also wieder eine journalistische Null-Leistung in Sachen Recherche.
Der Kardinalfehler dabei ist sowieso: Man darf nicht isolierte Gestehungskosten https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stromgestehungskosten_Deutschland_2018.png der verschiedenen Energieerzeugungen nehmen, wenn Kernkraft nur ein Teil eines diversifizierten, robusten Gesamtsystem ist, in dem sie die Aufgabe hat, die hohen Systemkosten des - viel größeren Anteils - der EE zu drücken. Die dadurch weniger Überkapas, Speicherverluste, Speicher, back-up-KWs und H2-Importe brauchen als ohne einen kleinen Anteil von KK (für D bspw 20% und 80% EE).

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Als Hilfe für den Autor:

Bezüglich Österreich wären gute Argumente gegen die Kernkraft:

- Österreich hat im GGsatz zu D noch keinen Atommüll. Während also in D der Atommüll der Laufzeitverlängerung überhaupt kein Argument ist (trotzdem immer noch von vielen nachgeplappert), weil der keinen Unterschied bei D Endlagernotwendigkeit macht, ist er es in Österreich. Weil dann Österreich ein Endlager bräuchte, oder eine andere Lösung ihres - neuaufkommenden - Mülls.

- Österreich hat durch die Voraussetzungen zur Wasserkraft und niedrigere Bevölkerungsdichte (Österreich: 100, D >200 E/km² https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich) bessere Möglichkeiten, ohne KK auszukommen. Flächenverbrauch durch EE ist dort kaum ein Problem.

- Österreich hat einen geringeren industriellen Energiebedarf. Höhere Strompreise durch 100%-EE-Abdeckung (die EE sind wie oben erwähnt isoliert günstig, die 100%-Abdeckung ist teuer wegen den hohen Gesamtsystemkosten, s.a. oben) sind wenig wettbewerbsentscheidend. Und für Privathaushalte - das gilt auch in D - können langfristig weniger Energiekosten im Bereich Wärme durch Dämmung und WP die höheren Preise teilweise ausgleichen.

- Österreich hat kein know-how bei Atomkraft und müsste - allerdings hochqualifizierte und wsl gern gesehene - Arbeitskräfte aus D importieren. Es sei denn, man möchte lieber keine Piefkes in nem KKW haben... :)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.01.2023 19:15).

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