Klaus N schrieb am 20.11.2024 17:31:
Judaspriester schrieb am 20.11.2024 13:16:
Im Kontext der ATACMS ist mir einmal wieder aufgefallen, wie moralisch Flexibel doch unsere Medien sind, wenn es um die Beurteilung von Waffen geht. Aktuell die Tagesschau:
ATACMS können mit Streumunition bestückt werden, die sich am Zielort in einem weiten Radius verteilt. International ist Streumunition höchst umstritten, weil sie wegen ihres Streufaktors auch Jahre nach einem militärischen Konflikt zu zivilen Opfern führen kann. Im Ukraine-Krieg wurde sie auch deshalb ausgeliefert, um den großen Vorsprung Russlands bei der Munitionsproduktion auszugleichen. Zudem kann Streumunition besonders effektiv gegen Truppen und ungepanzerte Fahrzeuge im offenen Gelände eingesetzt werden.
Zum Vergleich dazu aus einem Bericht zum russischen Einsatz von Streumunition:
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die russischen Streitkräfte zahlreicher Kriegsverbrechen in der ostukrainischen Stadt Charkiw beschuldigt. Demnach haben russische Truppen dort durch den Einsatz von Streumunition zahlreiche Zivilisten getötet. Diese Waffen sind durch internationale Verträge geächtet. Mehr als hundert Staaten gehören bereits einem 2010 in Kraft getretenen Übereinkommen gegen Streumunition an, darunter Deutschland. Russland und die Ukraine haben das Übereinkommen jedoch nicht unterzeichnet.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/streubomben-ukraine-101.html
"Umstritten" oder "geächtet" ist zumindest Sprachlich ein nicht unerheblicher Unterschied. Darüber hinaus sehe ich ehrlich gesagt, insbesondere bei solchen Waffengattungen, nicht, warum dessen Nutzung mehr bzw weniger schlimm sein sollen, abhängig davon wer sie benutzt.
Der Unterschied zwischen umstritten und geächtet liegt eher daran, dass von zwei unterschiedlichen Gruppen die Rede ist. "Umstritten" meint die Weltgemeinschaft, also alle 200 Staaten. "Geächtet" meint nur die 100 Staaten, die tatsächlich die Verträge unterschrieben haben.
Dazu kommt, dass Streumunition nicht per se geächtet ist, nur bestimmte Ausführungen. Und selbst bei den Unterzeichnern ist die Deutung eine Grauzone.