Karl Sten schrieb am 26.08.2024 10:02:
War es nicht eigentlich so, dass die arabischen Landbesitzer den Juden vor dem ersten Krieg 1948 das Land verkauft haben? Und das Geld gerne genommen haben?
Gekauft wurde ca. 6,3% des historischen Palästina, meist kleine, nicht zusammenhängende Grundstücke an der Küste und um den See Genezareth.
Außerdem glauben nur Reichsbürger und Zionisten, dass man auf gekauften Land einfach mal so einen eigenen Staat errichten kann...
Und parallel in Zusammenarbeit mit den Nazis den Hass der einfachen Araber auf die Juden geschürt haben, um sich dann das Land wieder ohne Bezahlung zurück zu holen.
Nicht parallel, die Großgrundbesitzer lebten oft nicht mal in Palästina, sondern in Beirut, Damaskus oder sogar Paris. Mit Palästina hatten sie ziemlich wenig am Hut.
Kontakte mit den Nazis knüpfte der von den Briten eingesetzte "Groß-Mufti" von Jerusalem Mohammad Amin al Hussseini, ein arabischer Nationalist, der nach seiner Flucht aus dem Irak eine Weile in Berlin lebte und dort u.a.a. für die Nazis Propaganda machte.
Die Zionisten arbeiteten aber ebenso mit den Nazis zusammen, und das schon seit 1933. Ihre Ziele waren ja ähnlich, die Nazis wollten die europäischen Juden los werden, die Zionisten brauchten "Menschenmaterial" für die Kolonisierung Palästinas. Auch ideologisch gab es Überschneidungen, was Eichmann zu der Aussage brachte: "Wäre ich Jude, wäre ich Zionist geworden."
Eichmann und sein Chef Hagen wurden von den Zionisten sogar nach Palästina eingeladen, um sich deren Erfolge bei der Kolonisierung anzusehen. Allerdings verhinderten die Briten deren Einreise, sodass sie sich mit dem Zionistischen Emissär Feivel Polkes in Kairo treffen mussten, um die weitere Zusammenarbeit zu besprechen.
Die Inspektionsreise erledigte dann der SS-Offizier Leopold von Mildenstein, der darüber eine lobende Artikelserie in der SS-Zeitschrift "Der Angriff" verfasste.
Hier empfehle ich den Film "Die Wohnung" des israelischen Filmemacher Arnon Goldfinger:
https://www.bpb.de/mediathek/video/198851/die-wohnung/
Auch betrieben die Zionisten unter der Ägide der SS in Deutschland Ausbildungslager (so genannte "Hachschara-Stätten"), in denen junge jüdische Deutsche auf die Kolonisierung Palästinas vorbereitet wurden, indem sie eine handwerkliche und/oder landwirschaftliche Aubildung erhielten, die für die Zuzugsgenehmigung nach Palästina notwendig war.
Hierzu kommt das HaAvara-Abkommen, dass es deutschen Juden ermöglichte, große Teile ihres Vermögens in Form deutscher Waren nach Palästina zu transferieren und so ebenso dorthin auszuwandern. So sorgte deutsche Technik für den Erfolg der Kolonisierung.
1941 gab es auch das Angebot einer der Zionistischen Terrorgruppen in Palästina an die Nazis, das eine Zusammenarbeit an allen Fronten vorschlug, wenn die Briten im gegenzug Palästina von den Briten befreien würden.
Den Hass auf die Kolonisten musste auch niemand schüren, das haben die auch alleine so hinbekommen. Sie haben zwar das Land rechtmäßig von den Großgrundbesitzern gekauft, aber die Pächter, deren Familien es oft schon seit Jahrhunderten bestellten, entschädigungslos vertrieben und den nun um ihren Lebensunterhalt gebrachten, gemäß dem Plan, den Theodor Herzl 1895 in seinen Tagebüchern formulierte, keine Arbeit mehr gegeben, um sie so zum Verlassen ihrer Heimat zu zwingen.
Das sorgte natürlich für Unmut...
Mir ist nicht bekannt, dass vor der Staatsgründung Israels Juden "arabisches" Land gewaltsam an sich genommen hätten.
Bereits vor der Staatsgründung Irsaels hatten Zionistische Terrorgruppen durch Überfälle und Massaker in den Dörfern der Einheimischen so viel Panik erzeugt, dass ca. 200.000 Menschen zur Flucht gezwungen worden waren. Ein Beispiel ist das Massaker von Deir Yassin, das etwa eine Woche vor der Unabhängigkeitserklärung stattfand. Bei diesen Terrorangriffen, etwa 70 an der Zahl, gingen die Zionisten übrigens ähnlich vor, wie die Hamas am 7. Oktober, und begingen so ziemlich jede Gräueltat, die der heute vorgeworfen wird.
Das rief dann ja auch die Nachbarn auf dem Plan, die eine weitere Ethnische Säuberung verhindern wollten, was ihnen nicht gelang, denn die Zionisten waren ihnen sowohl and Ausbildung, taktik, Logistik und Truppenstärke überlegen und auch ihre Kriegsziele unterschieden sich.
So hatte Abdallah von Jordanien, der nominelle Oberbefehlshaber, der mit der von Briten ausgebildeten und geführten Arab Legion die modernste Truppe einbringen konnte, bereits ein Abkommen mit der Jewish Agency geschlossen,Rest-Palästina untereinander aufzuteilen.
"Glubb Pascha", der britische Befehlshaber der Arab Legion, sprach sogar von einem "Sitzkrieg".
Nicht zu vergessen, das die anderen arabischen Länder nach der Staatsgründung Israels fast eine Million Juden entschädigungslos vertrieben haben und sich an deren Besitz bereichert haben. Diese Länder sind jetzt mehr oder weniger "judenfrei"
Hier verwechselst Du Ursache und Wirkung. Nach der Ethnischen Säuberung Palästinas durch die Zionisten drehte sich in der Arabischen Welt die Sicht auf die dortigen Juden, die bisher gut integriert waren, insbesondere im Osmanischen Reich, wo sie seit den Tanzimat-Reformen rechtlich gleichgestellt waren und bis in höchste Ämter aufstiegen.
Aber auch die Zionisten verstärkten ihre Anwerbung, da sie zu wenig "Menschenmaterial" für die Sicherung und Bewirtschaftung der eroberten Gebiete, aus denen ja die bisherigen Bauern vertrieben worden waren, hatten. Sie verbreiteten einerseits Propaganda vom Land, in dem angeblich Milch und Honig flössen und andererseits schürten sie Panik und übten Druck aus, um die dortigen Juden von der Emigration in ihre Kolonie zu überzeugen.
Dabei schreckten sie, wie im Irak, auch nicht vor false flag operations gegen jüdischen Einrichtungen zurück. Näheres dazu findet sich in den Schriften von Naeim Giladi, der als junger irakischer Zionist selbst daran beteiligt war, bevor er wegen des in Israel erfahrenen Rassismus dieser Ideologie anschwor und auch beim israelischen Historiker Avi Shlaim, der selbst aus dem Irak stammt.
Eine tatsächliche Vertreibung fand nur in Ägypten statt, nachdem die Zionisten dortige Juden für Anschläge rekrutiert hatten. Das Stichwort hierfür ist "Lavon-Affäre"...
Es gab also verschiedene Pull- und Push-Faktoren, die zum Exodus der Juden aus den muslimischen Ländern führte.
Mit ein Grund, warum Israel plötzlich so viele Juden im eigenen Land ansiedeln musste. Andere Länder - u.a. auch europäische - waren zur Aufnahme nicht bereit.
Das galt vor dem Krieg, siehe Konferenz von Evian, auf der alle "westlichen" Staaten Entschuldigunen dafür fanden, warum sie keine Flüchtlinge ausnehmen könnten.
Aber nach dem Krieg gingen viele der Überlebenden des Holocaust lieber in die Amerikas, nach Südafrika oder nach Australien, anstatt dem Ruf der Zionisten in die Wüste zu folgen. Und selbst die, die kamen, blieben oft nicht lange, was auch an ihrer Behandlung durch die Zionisten lag, die sie diskriminierten und z.B. als Sabonim ("Seifenstücke") beschimpften. Um sich ihren neuen Landsleuten zu beweisen gingen diejenigen, die teilweise in Europa schon eine (illegale) militärischen Ausbildung in den DP-Lagern erhalten hatten, 1947/48 dann besonders skrupellos gegen die Palästinenser vor.
Auf der arabischen Seite zu stehen fühlt sich für mich daher moralisch falsch an.
Das gilt nur, wenn man nur die Zionistische Version der Geschichte kennt. Kennt man die ganze Geschichte stellt man sich eher die Frage: Rechtfertigt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein anderes?
Denn warum sollen die Palästinenser mit ihrer Heimat, ihere Kultur, ihere Würde und zehntausenden von Leben für die Verbrechen gerade stehen, die unsere Vorfahren an ihren jüdischen Nachbarn begangen haben?