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  • rosc

222 Beiträge seit 01.02.2006

Re: Marxismus

Erstmal: Danke für den ausführlichen und durchdachten Beitrag.

"Neoliberale" ziehen grundsätzlich freiwillige Vereinbarungen (Verträge) vor, so lange sie nicht zu Lasten Dritter gehen.

In der Theorie schon, aber defakto gehen Vereinbarungen ständig zu Lasten Dritter. Z.B. Autos und deren Abgase, Verbrauch von Resourcen, Arbeitskraft zu schlechten Bedingungen leisten müssen etc.

Nehmen wir z.B. Primark. Die Klamotten dort sind so billig das einem klar sein müsste das irgendjemand zu extrem beschissenden Konditionen arbeiten "muss!". Das müssen diejenigen, um zu überleben. Das hat mit Freiwilligkeit oder Freiheit nichts mehr zu tun.
Auch hier zu Lande nehmen Menschen prekäre Beschäftigung an, weil sie kaum eine andere Wahl haben.

Deswegen ist das in der Theorie alles schön und gut mit dem Kapitalismus (Siehe Keynes, der sich für die heutige Zeit eine 15 Stunden Woche vorgestellt hat) aber in der Realität ist das genauso pervertiert wie die meisten kommunistischen oder sozialistischen Systeme.

Das ewige Wachstum ist keine Voraussetzung, sondern ergibt sich daraus, dass der Grossteil der Menschen immer noch unerfüllte Bedürfnisse hat

Es ist richtig das es noch viele Länder gibt, denen es am Nötigsten mangelt. Diese Bedürfnisse (Essen, Kleidung, Bildung etc.) zu erfüllen ist auch sehr gut und richtig.
Aber das Problem ist das es das gibt, obwohl in anderen Ländern man sich eher über das nicht vorhanden sein des eigenen Sportwagens ärgert.
Was ich sagen will ist, dass es gar nicht denkbar ist, allen Erdenbürgern die Bedürfnisse zu befriedigen die die westlichen Industrienationen entwickelt haben. Dafür haben wir gar nicht genug Rohstoffe und das Klima würde uns dafür auch hassen.
Es gibt einen ganzen Industriezweig der darauf spezialisiert ist, Bedürfnisse zu wecken die es vorher gar nicht gab.
Darüber hinaus produzieren Unternehmer ganz bewusst lieber Dinge die nicht so lange halten, wie sie halten könnten, damit immer wieder gekauft wird.
Es ist doch auch üblich in Unternehmen, das jedes Geschäftsjahr ein wachstum stattfinden muss. Immer 5% mehr. Exponentiell. Immer weiter. Ich habe noch nie gehört das einer sagt: "Reicht erstmal, mach mal langsamer".

Und ungleich verteilt bedeutet noch nicht zwingend ungerecht verteilt.

Kommt meines erachtens darauf an wie groß die Ungleichheit ist und woher sie kommt.
Ist es nicht schon ungerecht, das man viel bessere Chancen hat, wenn man in einem reichen Elternhaus groß wird?

Ob es besser ist, wenn die Wirtschaft wie ein Krebsgeschwür wächst, oder der Staat wie ein Krebsgeschwür ist ein bisschen Geschmacksfrage (siehe oben) und ein bisschen Abwägen der Vor- und Nachteile (siehe auch oben).

Schmeckt mir beides nicht ;)
Ich hoffe das die technischen Errungenschaften in der Kommunikation uns eine bessere Option bieten. Selbst repräsentative System sind vielleicht gar nicht mehr nötig, um gemeinschaftliche Entscheidungen herbeizuführen.

James Madison sagte mal, wenn die Menschen Engel wären, bräuchten wir keine Regierung. Wenn die Regierenden Engel wären, bräuchten wir keine Gewaltenteilung.

:)

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