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  • edgar666

mehr als 1000 Beiträge seit 02.09.2006

Wouiuuuuuuuuouh

Der Ruf der Wildnis, und die Klagen der Menschen.
> http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=11764
> http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=35623
Wölfe verstehen (nur) die Blicke des Menschen, Hunde verstehen auch
die Gesten. Durch die Domestikation hatten Hunde genug Zeit die
Bedeutung der Hand zu erlernen, - Wölfe hatten diese Zeit nicht.

Alle Hunderassen gehen auf steinzeitliche Jäger zurück, die Welpen
aufzogen, die ihnen bei Jagdzügen in die Hände gefallen waren.
Dabei dürfte ein allgemeiner menschlicher Pflegetrieb für Jungtiere
bestimmend gewesen sein.
Wölfe lassen sich nur im Alter von wenigen Tagen bis Wochen auf den
Menschen prägen und damit zähmen.
Günstig wirkt sich aus, dass der Wolf im Unterschied zu anderen
Wildtieren Eigenschaften hat, die mit menschlichem Verhalten
übereinstimmen, zum Beispiel Rangordnung, Aufgabenteilung und
Fürsorge.
So können sich gezähmte Jungtiere in einer Menschengruppe einordnen,
ohne dass Gefahr von ihnen ausgeht. 
Aus dem wilden Wolf wurde der Hauswolf und aus diesem viele
Generationen später unser erstes Haustier - der Hund.
Bald jagten sie auch gemeinsam, und zwar so geschickt, dass viele
Wildtierarten immer seltener wurden.
Auf der Suche nach neuen Jagdgründen drangen sie gemeinsam auf neue
Kontinente und in immer entferntere Regionen der Erde vor und
besiedelten zu Ende der Eiszeit schließlich nahezu die ganze Erde.
Bis auf wenige Ausnahmen gab es seitdem keine menschliche Kultur ohne
Hunde. 
Ja mehr noch, erst mit dem Hund als Vorbild wurden vielerorts neue
Haustiere domestiziert und damit die größte Kulturrevolution aller
Zeiten eingeleitet: die Weiterentwicklung des Menschen vom Jäger und
Sammler zum Bauern und Hirten. 
Heute haben sie, nach ihrem Sieg über den Wolf, naturgemäß andere
Aufgaben übernommen.
Doch damals galt es, Wild und Haustiere gegen die Wölfe zu schützen.
Denn mit der zunehmenden Entwaldung Mitteleuropas und dem enormen
Jagddruck des Adels auf das Wild blieb den Wölfen nichts anderes
übrig, als sich an den wenigen Haustieren der Bauern schadlos zu
halten.

Die Anpassung an stärkehaltiges Futter spielte eine weitere
Schlüsselrolle bei der Domestizierung des Hundes. 
Darauf deuten genetische Unterschiede zwischen Wolf und Hund hin
(Erik Axelsson, Universität Uppsala). 
Das gesamte Genom von Hunden nach Regionen wurde durchsucht, die
auffällig vom Erbgut des Wolfs abweichen (Genproben von 19 Wölfen
sowie von 71 Hunden 38 verschiedener Rassen). 36 Genregionen beim
Hund standen unter starkem Selektionsdruck. 19 dieser Regionen
betreffen die Entwicklung von Gehirnfunktionen und könnten mit einem
veränderten Verhalten von Hunden verbunden sein. Weitere zehn
Genbereiche regeln den Stoffwechsel und hier insbesondere die
biochemischen Prozesse beim Abbau von Stärke. Drei dieser Regionen
spielen eine Schlüsselrolle beim Stärkeabbau, sodass der Hund im
Laufe seiner Entwicklung Stärke besser verdauen konnte. 

Eine ähnliche rasche Veränderung machten auch die Menschen selbst
durch, als sie anfingen Landwirtschaft zu betreiben (siehe auch
Milch: Co-Evolution Laktoseverträglichkeit des Menschen, Haplotyp
I1b, Nordeuropa). Die genetische Veränderung im Stärke-Stoffwechsel
bedeutet, dass die frühen Hunde zu Beginn des Ackerbaus immer stärker
von landwirtschaftlichen Abfällen der Menschen profitierten.

Die Ursache für die ggw. Wiederkehr und erneute Ausbreitung des
Wolfes in Europa liegt zum einen im Wandel der Land- und Waldnutzung
in vielen Regionen Europas begründet, zum anderen aber auch im
bereits erwähnten Wandel der Einstellung zum Wolf selbst. 
Diese ist eher im städtisch geprägten und ökologisch sensibilisierten
Teil der Bevölkerung zu beobachten, während in ländlich-agrarisch
geprägten Bevölkerungsschichten weiterhin das alte Angst-Feindbild
vorherrscht. Entsprechend kontrovers und heftig sind überall die
Reaktionen auf die Wiederkehr des Wolfes.
Für die einen ist der Wolf zum Hoffnungsträger für eine nicht völlig
von Menschen bestimmte Umwelt geworden, zu einem Symbol für das
abenteuerlich Unberechenbare in der Natur bis hin zu einer
neuromantischen Zivilisationsabkehr und vermeintlich neuer
Spiritualität. Für die anderen ist seine Wiederkehr ein Rückfall in
menschliche Abhängigkeit von der Natur und ihrer dunklen Kräfte, der
Wolf ein Konkurrent des Menschen, Feind und Schädling seiner
wirtschaftlichen Interessen. Vom Ausgang dieser Auseinandersetzung
hängt nicht nur die Zukunft des Wolfes ab. Es sind wir selber, die
mit ihrer Kultur am Scheideweg stehen. Entweder wir akzeptieren den
Wolf als einen unverzichtbaren Teil unserer eigenen Natur, oder wir
werden ihm nur um einige Jahre versetzt in den Untergang folgen.

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