Der Artikel führt ja seine eigene Argumentation ad absurdum, wenn er ausführt, dass ein Überfall Russlands auf Finnland aus militärischer Sicht ein zu teures Unterfangen wäre, und Finnland deshalb nicht bedroht ist. Damit konstatiert er doch implizit, dass einerseits Russland nicht davor zurückschreckt seine Interessen in Europa auch militärisch durchzusetzen, und andererseits, dass militärische Abschreckung ein sinnvoller Schutz gegen derartige Ambitionen Russlands ist.
Ein Russland, das vollkommen willkürliche Sicherheitsinteressen auf Kosten der aussen- und innenpolitischen Selbstbestimmung seiner Nachbarstaaten formuliert. Bereits vor Monaten hatte Russland mit militärischen Reaktionen gedroht, sollte Finnland der Nato beitreten. Hätten die Finnen jetzt warten sollen, bis sich diese Drohung dann tatsächlich auch manifestiert, oder in vorauseilendem Gehorsam eine neue Neutralitätsverpflichtung eingehen sollen ?
Russland hat mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine unmittelbar und für alle, ausser den verblödetsten RT Konsumenten, klar gemacht, dass es seine aussenpolitischen Interessen auch mit Gewalt gegen seine Nachbarn durchsetzt. Das zu ignorieren, und zu hoffen, Putin wäre ebenso berechenbar und verlässlich wie die Sowjetunion, wäre im Gegenteil sträflich fahrlässig für Finnland und Schweden gewesen.
Deshalb ist der Beitritt der beiden Länder zur Nato nicht dumm. Er gewährleistet durch die, auch vom Autor konstatierte Wirkung militärischer Abschreckung, die innen- und aussenpolitische Autonomie der Beitrittsländer auch in einer Zukunft, in der sich die russischen Sicherheits- und sonstige Interessen auch in Skandinavien manifestieren könnten. Das macht das Leben für ein imperialistisches Russland schwerer, und das ist gut so.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.06.2022 07:53).