Da die vorgesehenen Subventionsmilliarden irgendwo anders fehlen werden, ist ein sachliches Hinterfragen angezeigt und legitim.
Welche Art von Chip-Fabriken soll eigentlich gefördert; bzw. dauerhaft in Deutschland angesiedelt werden?
Speicherbausteine; ASICs -FPGA; SOC bzw. Single-Chip-Prozessoren; CPU ür PC; oder was auch immer?
Das sollte von vermeidbaren konsequenzen abhängen, welche innovativen Produkte wir hier im eigenen Land oder in der EU zukünftig ohne Lieferkettenrisiken noch selbst produzieren wollen.
Soweit die bisherige Berichterstattung über existenzielle Abhängigkeiten zutreffen, kommen weder deutsche Autos oder beispielsweise Waschmaschinen ohne spezifische Chips (Welche Typen im Detail?) aus. D.h. ohne spezielle IT-Hardwaremodulverfügbarkeit kann nichts mehr ausgeliefert werden.
In einer virtuellen Online-Welt oder bei Touch-Screen-Panels zur Bedienung software-implementierter Umsetzungsworkflows wird es (für alle diesbezüglich tangierten Produzenten) volkswirtschaftlich hochriskant, wenn nur ein Teil von produktionsunverzichtbaren Komponenten (wie z.B. Medikamente oder Basisessenzen) nicht mehr „freizügig“ eingekauft und daraufhin rechtzeitig ausgeliefert werden könnten.
In Taiwan (23 Millionen Einwohner, mit einem unruhigen Nachbarn China) werden „weltweit“ zwei-drittel von bestimmten Chips hergestellt (!) ohne die in Deutschland eine Vielzahl von Gütern (oder Vorprodukte) für diverse Branchen nicht mehr "auslieferungsfertig" würden. D.h. der inländische Produktionsstandort Deutschland wird damit an zu vielen Stellen nicht mehr überlebensfähig!
Staatliche Subventionen, die in Taiwan die Chipindustrie groß gemacht haben, werden in Zukunft weltweit entscheidend für die Ansiedlung und den Betrieb von Foundries sein. Dies könnte aber auch in Deutschland noch zu unangenehmen Überraschungen führen.
Ja, die Frage nach ausreichend Chip-Design-Know-How bzw. Layout-Entwicklungsstandorten in der EU sind berechtigt. Aber für eine Industrienation (Deutschland?), bzw. national hochqualifiziert ausgebildete Ingenieure kein Hexenwerk. Blöd ist nur das diesbezügliche Studentenzahlen (work-Life-Balance?) immer überschaubarer werden. Oder beispielsweise durch den SIEMENS-Verkauf des UB Bauelemente (Infinion, Qimonda) wurden national nur marginale Anstrengungen weiter verfolgt, innovative und grundsätzliche IT-Technologien im Inland zu behalten.
https://www.siemens.com/de/de/unternehmen/konzern/geschichte/technik/informations-und-kommunikationstechnik/mikroelektronik.html
Das Beispiel Taiwan (oder früher MITI in Japan, LED-Monitorförderung in Süd-Korea)) zeigt das es wirtschftspolitisch auch anders gehen könnte
Ja, auch die Frage nach ausreichend Rohstoffquellen ist berechtigt. Aber neben Silizium (aus Quarzsand gewinnbar) sollte dringender darüber nachgedacht werden, woher die „restlichen“ Komponenten (auch Kleinteile) für elektronisch unverzichtbare Steuermodule bezogen werden. Viele der aktuellen Produktionsstandorte befinden sich in fragwürdig stabilen Weltregionen und Gesellschaftsformen!
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/auto-kaufen-verkaufen/neuwagenkauf/halbleiter-engpass/#:~:text=Kabelb%C3%A4ume%20k%C3%B6nnen%20nicht%20nachtr%C3%A4glich%20eingebaut%20werden&text=Der%20Grund%3A%20Nachdem%20sich%20die,Bauteile%20nicht%20rechtzeitig%20gebaut%20werden.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/halbleiter-chips-lieferprobleme-1.6292631
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/elektro-rekordnachfrage-und-lieferengpaesse-bei-hausgeraeten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220228-99-321242
Vom Sand zum Superchip ([invent-a-chip.de])
https://www.invent-a-chip.de/resource/blob/1683860/0e11f8a936486e21c3d25c3d458769a3/vom-sand-zum-superchip-data.pdf
Das sehr komplexe Hauptproblem stellt die Vorproduktion sowie eine möglichst fehlerfreie Herstellung (geringe Ausschussquote) variabel nachgefragter Wafer (Schaltkreise auf Silizium-Basis) dar, welche danach passend „geschnitten“ und über ein nachgelagertes Bounding in auszuliefernde Chip-Formen zur Verfügung gestellt werden. Das Bounding ist mechanisch anspruchsvoll, aber beherrschbar. Allerdings muss auch dieser Produktionsschritt in der EU in angemessenen Stückzahlen realisierbar sein.
Die eigentlich essentiellen Fragen lauten unter anderem:
Reichen unser Ausbildungsbemühungen (Hochschulen und Handwerk) und Investitionsverhalten (nur quartalsdenke?), um zukünftig im globalen Wettbewerb nachgefragte bzw. innovative Chip-Layouts in der EU unabhängig eigenständig entwickeln und (zur Chip-Fabrik) in Auftrag geben zu können?
Haben wir bei zunehmenden (und politisch nahezu „unbearbeitetem") Fachkräftemangel (was macht eigentlich die IHK und DIHT?) eine realistische Chance, das in drei bis fünf Jahren überhaupt ausreichend qualifiziert Produktionsmitarbeiter in den hochsubventionierten Chip-Fabriken eingestellt werden können?
Werden deutsche Chip-Produkte dauerhaft wettbewerbsfähig (Innovativ, Preis-/Leistung, zeitnah variabel), oder wird auf Dauer nur ein neues Subventionsgrab geshaffen?
Wie wird regulatorisch (vom geldgebenden Staat) unzweifelhaft gewährleistet, wenn z.B. einzelne Subventionsempfänger unternehmerisch keine Lust mehr haben, das staatlich mitfinanzierte Investitionen „ggf. unter neuer Verantwortung“ weiter produktiv nutzbar bleiben?
Außerhalb betriebswirtschaftlich möglicher Schweinezyklen sollte schon dafür Sorge getragen werden, dass unsere Volkswirtschaft eigenverantwortlich von derart essentiellen Basis- sowie fortschrittsunterstützenden Hintergrundtechologien unabhängiger werden! Erst recht, wenn unser Automobilindustrie (bzw. die Vielzahl der davon abhängigen Arbeitsplätze, incl. Zulieferer) sich gerade selbst in Frage stellt. Wenn Verbrennungsmotoren in immer mehr Staaten nur noch im Ausnahmefall zuläsig werden, wird die offensichtlich renditestarke Produktion von "Dickschiffen" überschaubar. Kostengünstige Kleinwagen (< 20T€) bzw. eMobile gibt es jetzt schon nur noch aus dem Ausland!
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.11.2023 12:47).