BigLA schrieb am 10.11.2023 16:55:
Naja, trotzdem ist es in einem regulierendem Umfeld wichtig, patente etc. zu haben.
Das sehe ich ähnlich, aber man sollte nicht außer Acht lassen, dass das Patentwesen, trotz vereinzelter früher "Vorläufer" relativ jung ist, so existiert in Deutschland erst seit dem Jahr 1877 ein Patentgesetz. Zuvor wurden Erfindungen im Wesentlichen als Gemeingut betrachtet und die Wirtschaft hat trotzdem funktioniert.
Zudem wurden die Monopolrechte im weiteren Verlauf immer wieder ausgeweitet und in den USA ist durch geheime Patente oder Softwarepatente ein regelrechtes Minenfeld entstanden, welches kleine und mittlere Unternehmen gegenüber den Großkonzernen über Gebühr benachteiligt.
Auch sollte man sich an die während Corona geführten Debatte über die Impfstoffpatente erinnern. Unabhängig davon, ob man nun die Impfung gut findet oder nicht, dahinter steht die Tatsache, dass Patente dazu missbraucht werden können, um Menschen lebensnotwendige Medikamente vorzuenthalten oder sie dazu zu zwingen, dass sie etwas zu einem Wucherpreis kaufen müssen. Auch im Bereich Ernährungssicherheit können Patente einen enormen Schaden anrichten.
Von daher halte ich die Kritik am derzeitigen Patentrecht schon für gerechtfertigt, obwohl ich durchaus anerkenne, dass Patente in einer modernen Marktwirtschaft auch wichtige Funktionen übernehmen. Ich habe aber schon das Gefühl, dass sich die Balance zwischen den Rechten der Besitzer der Patente und den Rechten der übrigen Marktteilnehmer stark zugunsten der Recteinhaber verschoben hat.
Möchten Sie, dass andere von Ihren Ideen allein profitieren, auch wenn diese nichts dazu beigetragen hätten??
Wie gesagt, ich stehe Patenten nicht generell ablehnend gegenüber. Aber um Ihr Beispiel aufzugreifen: Wenn ich, aber auch ein kleines, ja selbst ein mittelständisches Unternehmen Forschung betreiben, eine Erfindung macht und diese Erfindung dann patentieren lassen, so ist es in der Praxis trotzdem sehr schwer das Patent gegenüber einem erheblich größeren Konzern durchzusetzen. Man sollte realistisch bleiben, ich hätte nicht den Hauch einer Chance mein Patent gegen die Rechtsabteilung von z.B. Apple durchzusetzen. Dazu fehlt mir nicht nur das Geld, auch das daraus resultierende finanzelle Risiko könnte ich niemals eingehen. Da gibt es viele Beispiele, ich glaube mich zu erinnern, dass auch der eigentliche Erfinder des Walkmans gegen Sony keine Chance auf Erfolg hatte. Patente helfen nicht den Kleinen, Patente helfen den Großkonzernen, sonst wären Patente wohl schon vor langer Zeit abgeschafft worden.
Weiter bezweifle ich stark, dass "der Westen" das aktuelle, sehr rigorose und hauptsächlich auf unsere Interessen zugeschnittene Patentrecht langfristig aufrechterhalten kann. Ich gehe davon aus, dass das Patentrecht entweder reformiert und zugunsten der 80 % der Menschen, die nicht im Westen Leben "gelockert" wird oder die klare Mehrheit der Weltbevölkerung wird aufgrund der daraus resultierenden politischen und wirtschaftlichen Macht westliche Patente einfach außer Kraft setzten, was vor allem für unsere "Eliten" und den Geldadel - und indirekt auch für uns - ein herber Rückschlag wäre. Mein Vorschlag wäre, dass sich der "der Westen" diesbezüglich gesprächsbereit zeigen sollte, um in Sache Immaterialgüterrecht zu retten was zu retten ist.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.11.2023 19:42).