Ansicht umschalten
Avatar von Unbekannter Verfasser
  • metternich

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Jetzt geht es...


....wohl nicht mehr in erster Linie um neue strategische Vorteile auf
dem Balkan. Die Glaubwürdigkeit, das Prestige der USA und der NATO
selbst stehen auf dem Spiel. Der Weltgott ("global ambitions" ...siehe
unten) darf nicht zum Papiertiger werden:

"How will the deployment of ground troops affect America's ability to
respond to its other security commitments around the globe?
Wall-to-wall Kosovo coverage has knocked Iraq, Iran, North Korea, and
China off the news but not off our radar screens. Like it or not, the
United States is an imperial power with global ambitions and a finite
pool of military resources. A commitment to Kosovo must be weighed
against this backdrop." 

<A
HREF="http://www.slate.com/dialogues/99-04-01/dialogues.asp?iMsg=4">htt
p://www.slate.com/dialogues/99-04-01/dialogues.asp?iMsg=4</A>

Die NATO hat sich in Paris durch Arroganz und politischen
Dilettantismus (Ultimatum statt Verhandlung, Diktat statt einer
Lösung, die Yugoslawien das Gesicht hätte wahren lassen)
völlig unnötig in eine Zwangslage manövriert, hat den
Teufel losgelassen und kann/will es sich nun nicht mehr leisten, einen
Rückzieher zu machen. "Würde" auf der Seite der Serben,
"Großalbanien" bei der UCK, "Prestige" bei den USA und reales
Elend im Kosovo, in Serbien, Mazedonien, Albanien.... - das sind die
emotional nun enorm aufgeladenen Faktoren, die die Dynamik des Krieges
bestimmen und gegenwärtig kaum unter Kontrolle zu bringen sind.

Die beste Lösung wäre m. E., wenn Serbien sich mit den
gemäßigten Albanern um Rugova direkt einigt. Die NATO
freilich wünscht eine solche Lösung nicht. Indiz: Sie hat das
Treffen Milosevic-Rugova als serbische Propagandalüge abzutun
versucht und behauptet, Rugova stehe unter Hausarrest. Rugova hat seine
Forderung nach Einstellung der Bombardements, sein Treffen mit
Milosevic und seine Forderung nach Wiederaufnahme der Verhandlungen
heute jedoch bekräftigt, das melden auch westliche Agenturen.
Rugova klingt glaubwürdig  - er war immer für eine
gewaltfreie Lösung - aber er riskiert seinen Hals, wenn er meint
was er sagt und käme damit wahrscheinlich unter die Räder der
UCK und der NATO.

Ein anderer Ansatz zur De-Eskalierung wäre die Einschaltung echter
Vermittler (Nicht-NATO-Mitglieder). Freilich gilt auch hier: will die
NATO das? Wie wahrt sie ihre Glaubwürdigkeit, ohne zumindest den
Anschein zu erwecken, die Serben in die Knie gezwungen zu haben?

Vielleicht kommt es wirklich zu einer Teilung des Kosovo. Was immer:
eine politische Lösung mit Yugoslawien wäre auch ohne
Bombardements, ohne Flüchtlingselend, ohne Marginalisierung der
UNO etc möglich gewesen. 

Es sieht nicht gut aus. 


Bewerten
- +
Ansicht umschalten