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  • metternich

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

"Nationalismus...


....darf sich einfach nicht mehr lohnen"- ja, da bin ich dabei. Ein
Prinzip hat geholfen, den Nationalismus nach 1945 in Europa ruhig zu
stellen: die Grenzen waren tabu. Genau dieses Prinzip hat die NATO
gegenüber Yugoslawien selbst durchbrochen: seit dem Tode Titos
konnte der Nationalismus aller Ethnien auf dem Balkan mit der offenen
Ermunterung, dann mit der massiven politischen Hilfe (rasche
Anerkennung Sloweniens und Kroatiens) und seit Bosnien auch mit der
Waffenhilfe der NATO rechnen; die Ermutigung der albanischen
Sezessionisten (interessieren Dich die Ursachen des serbischen Exodus
aus Albanien vor 1989 gar nicht?) und der offene Krieg gegen
"Rest"-Yugoslawien ist nur der Höhe- und Endpunkt dieser
nationalismusfreundlichen NATO-Politik, von der allein die Serben
ausgenommen waren/sind. Siehst Du darin eine schlüssige,
anti-nationalistische Strategie? Ich kann darin nur das Konzept
erkennen, das schon die Römer mit großem Erfolg angewendet
haben: "divide et impera".-

Wie bedeutsam die humanitäre Motivation der NATO ist, messe man an
der Praxis. Die NATO ist in der Lage, ein Fernheizwerk mitten in
Belgrad zu treffen, aber außerstande, den albanischen
Flüchtlingen mit Unterkünften, Nahrung und Medikamenten zu
helfen. Diese Last dürfen bettelarme Länder wie Mazedonien
und das devastierte Albanien tragen. Und natürlich werden auch wir
zu Spenden aufgerufen und diskutieren, ob wir fünf- oder
zehntausend Albaner aufnehmen, vorübergehend versteht sich.

Ich nehme den NATO-Entscheidungsträgern die moralische Motivation
einfach nicht ab und ertrage die mediale Empörung nur sehr schwer,
mit der eine Katastrophe, die die NATO sehenden Auges
herbeigeführt hat, nun beheuchelt wird.

Eine Rückkehr zu Verhandlungen halte ich nach den bisher
erreichten Stufen der Eskalation für nahezu ausgeschlossen. Die
Sache wird wohl bis zur Kapitulation Belgrads und/oder bis zum Ausbruch
der Anarchie in "Rest"-Yugoslawien ausgetragen werden. 


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