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  • gHack

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Intellektuelles Sparring


Genau. Ich diskutiere hier rum und in nächster geographischer
Nähe werden Menschen vertrieben und bombardiert und genau dieses
Gefühl von Machtlosigkeit ist es, das den Gegnern der Freiheit
zuarbeitet. Seit in Jugoslawien der Konflikt eskaliert ist, fühle
ich mich so. Vor allem spüre ich, daß es keinen Ort mehr
gibt, der wirklich so weit entfernt ist, daß er uns nicht mehr
unmittelbar angehen würde. Wir lesen die Newsgroups, wir lesen die
anonymisierten Mails aus den Krisengebieten... Das Netz ist vielleicht
so organisiert, daß es um Anschläge und Hindernisse
herumrouten kann, aber wenn man sich als Individuum im Netz bewegt,
dann kann man nicht mehr um sich selbst herumrouten. Da müssen
früher oder später handfeste Taktiken her, denn der bisherige
Cyber-Aktivismus mit seinen Mailbombs und anderen kruden Methoden ist
mir persönlich zu hanebüchern und ineffektiv. Was besseres
hab ich im Moment nicht anzubieten. Aber da ist auch schon der
nächste Punkt: Um im Netz wirklich effektiv politisch tätig
zu werden, braucht man viel technisches Wissen. Dieses paart sich
leider nicht zwangsläufig mit politischem Engagement (und
umgekehrt!).
Was die Diskussion angeht: Es _ist_ wichtig, an sich selbst zu arbeiten
und das wiederum geht am besten in der Diskussion. Es ist immer gut,
einen klaren Kopf zu behalten und intellektuelles Debugging bei sich
selbst zu betreiben. Mal nachzusehen, auf welchem Boden man sich bewegt
und mit welchen stillen Voraussetzungen man in einen Konflikt geht.
Letzteres gilt sowohl für intellektuelle als auch für
handfeste Konflikte. Hätten Milosevic und die restlichen
Machthaber im Jugoslawischen Raum sowie die NATO und die EU das getan,
dann hätten der Balkan heute weniger Probleme.
Fazit: Ein Dilemma von den Ausmaßen der Jugoslawien-Krise sollte
diskutiert werden. 


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