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  • Horst Werner

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Alternative?


> ...kann daran bestehen, daß der NATO-Angriff auf Yugoslawien
VORHERSEHBAR 


<PRE>> +die Gewalt vermehrt
> +das Unrecht vergrößert 
> +das Leiden der Menschen vervielfacht
> +eine politische Lösung erschwert 
</PRE>

Im Vergleich zu was? Soweit ich mich erinnere, war die Situation vor
dem Eingreifen der NATO nicht gerade gewaltfrei, gerecht, leidensfrei.
Und vor allem war nicht absehbar, daß sich die Situation ohne
Eingreifen dorthin entwickelt. Wenn ich mich recht entsinne, hatte
Milosevics Krieg gegen die Zivilisten schon begonnen, wenn er auch
nicht so hemmungslos geführt wurde wie jetzt. Soweit ich mich
erinnere, hat sich die serbische Seite bisher an keine in Verhandlungen
gegebene Zusage gehalten. (Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als
aus Belgrad verlautete "Die Offensive ist beendet.", während das
Schlachten unvermindert weiterging. Ich erinnere mich auch an den Satz
eines serbischen Militärs "One village a day keeps NATO away.",
wie er im Spiegel zitiert wurde. Kann natürlich sein, daß
die Berichterstattung im Spiegel einseitig und verzerrt ist...

> Der so forsch auftretende Tony Blair kann nicht einmal den
Nordirland-Konflikt lösen, will uns aber weismachen, den Balkan
mit Bomben befrieden zu können! Ja glaubst Du denn einen solchen
Unsinn? 

Ich bin kein Militarist und ich bin _nicht_ überzeugt, daß
die Bomben eine friedliche Lösung bringen können, aber die
Frage ist, ob _irgendetwas anderes_ eine friedliche Lösung bringen
konnte. Hinterher, d.h. wenn etwas nicht die gewünschten Resultate
bringt, sind natürlich alle schlauer. Nur ist der Beweis,
daß eine andere Strategie besser oder schlechter gewesen
wäre, nicht zu erbringen. Ich will trotzdem mit Hilfe von
Parallelen argumentieren:

- Im Bosnien-Krieg ist schön nach Völkerrecht verfahren
worden. Man hat tatenlos zugesehen, wie UNO-Schutzzonen überrannt
und Massaker angerichtet worden sind. War und ist die Situation in
Bosnien nun besser und gerechter? Überdies gibt es im Kosovo nicht
einmal eine reguläre Armee, die gegen die serbischen Truppen
kämpft. Der Krieg im Kosovo richtet sich hauptsächlich gegen
Zivilisten. Und das war auch schon vor dem NATO-Einsatz so.

- Ich will nicht Milosevic mit Hitler gleichsetzen, aber ich sehe auch
gewisse Parallelen: Ein nationalistischer Staat, der ethnische
Minderheiten verfolgt, sich an keine Konventionen hält und einen
Krieg _will_. Hat man den zweiten Weltkrieg durch Verhandlungen
abwenden können (Münchener Abkommen)?

Auch ich hätte gerne eine Welt, in der alle Konflikte politisch
geregelt werden können. Aber das geht nur, wenn sich jeder an die
Regeln hält. Und dazu ist es erforderlich, daß jedem klar
ist, daß sich militärische Aggression nicht lohnt.
Natürlich kostet das kurzfristig große Opfer. Der zweite
Weltkrieg hat noch viel größere Opfer gefordert. Aber was
wäre, wenn man die Nazis gewähren lassen hätte? 

> +die UNO als moralisch/rechtliches Weltforum ausgeschaltet und
+die Integration Europas vermutlich um Jahre zurückgeworfen hat. 

das ist zwar bedauerlich, aber es ist geschehen, weil die UNO in ihrer
derzeitigen Form keine Kriege verhindern kann. Eine starke UNO mit
Gewaltmonopol und ohne Vetorecht ist das, was wir wirklich brauchen.
Vielleicht wird man sich nach diesem Krieg mal Gedanken darüber
machen.


<PRE> Der offene Krieg auf dem Balkan wird vermutlich erst enden, wenn
"Rest"-Yugoslawien zerschlagen (da fällt mir eine
 Parallele ein: die "Rest-Tschechei"...) und ein NATO-Protektorat auf
dem Balkan errichtet sein wird.</PRE>

Und warum sollte man Völker, die sich offenbar nicht verstehen,
mit Gewalt in einen Staat zusammenzwingen? Oder schlimmer noch, die
Vertreibung einer ganzen Volksgruppe aus ihrem eigenen Land dulden?


<PRE> Ich nehme nicht an - was ich gern täte -, daß die NATO
über ihren Schatten springt und zum Verhandlungstisch
zurückkehrt. </PRE>

Während die Serben weiterkämpfen? zu Milosevics Bedingungen?
Nach dem, was jetzt im Kosovo mit der Zivilbevölkerung passiert
und passiert ist?

> Mit der Kapitulation der yugoslawischen Armee aber wird die Gewalt
nicht zu Ende sein. Sie wird die Form des Partisanenkampfes gegen
NATO-Besatzer, möglicherweise auch die eines jahrzehntelangen
Terrors gegen NATO-Länder und -Bürger annehmen. 

Mal sehen. Rückgängig machen können wir das ganze
sowieso nicht.


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