Du schreibst:
<PRE> Sich auf "Unvorhersehbarkeit" auszureden ist die
allerschäbigste Form der Rechtfertigung. Es hat Politiker (zB
Kissinger) und Militärs gegeben, die die Entscheidungsträger
vor diesem Schritt sehr eindringlich gewarnt haben.</PRE>
Ich behaupte nicht, daß die derzeitige Situation unvorhersehbar
war. Ich sage nur, daß man die negativen Folgen eines Szenarios,
das eingetreten ist, sehen kann, während man über die Folgen
eines Szenarios, das nicht eingetreten ist, nur spekulieren kann.
Und von deiner Seite vermisse ich solch ein Alternativszenario, bei dem
das Morden im Kosovo ohne militärische Gewalt beendet worden
wäre.
<PRE>Die selektiv moralisierende Argumentation zählt zum Infowar.
Wer die Interessen seines Gegeners
kriminalisiert und ihn selbst dämonisiert, verfügt
jedenfalls über eine fabelhafte Rechtfertigung der eigenen
Barbarei. </PRE>
Nicht die Interessen Milosevics werden kriminalisiert (daß er die
Einheit Jugoslawiens erhalten will, ist ja durchaus legitim), sondern
die Art, wie er sie durchsetzt. Ich versuche auch nicht, zu
moralisieren, denn ich sage nicht "Die Serben sind böse.", sondern
ich stelle z.B. fest, daß Milosevic sich bisher nicht an in
Verhandlungen gegebene Zusagen gehalten hat. Das ist ein Fakt. Auch,
daß die serbische Seite vor allem gegen Zivilisten kämpft,
ist nach den mir zugänglichen Informationsquellen (d.h. viele
voneinander unabhängige) richtig.
Im übrigen ist der Vorwurf, daß die Regierungen der
westlichen Welt die Dinge einseitig darstellen (und das tun sie sicher)
per se noch kein Argument. Vielmehr würde ich in einer korrekt
geführten Diskussion eine von Fakten untermauerte Gegendarstellung
erwarten.