Eine Vermittlung schließt immer ein, daß von beiden Seiten
Zugeständnisse gemacht werden. Was wäre denn eine Lösung
gewesen, die Milosevic (nicht Yugoslawien) das Gesicht wahren lassen
hätte? Die UCK hatte in Rambouillet bereits auf ihre
grundlegendste Forderung, nämlich die Abtrennung des Kosovo von
Yugoslawien, verzichtet. Die Taktik Milosevics war doch offenbar, die
NATO solange wie möglich hinzuhalten, um während der
gleichzeitig stattfindenden Kämpfe so weit wie möglich
vollendete Tatsachen zu schaffen und dann am Ende bei einem
"Friedensvertrag" die eigenen Interessen zu 100% durchzusetzen.
<PRE>Die NATO hat sich in Paris durch Arroganz und politischen
Dilettantismus (Ultimatum statt Verhandlung, Diktat statt
einer Lösung, die Yugoslawien das Gesicht hätte wahren
lassen) völlig unnötig in eine Zwangslage
manövriert</PRE>
Nicht nur die NATO hat versucht zu vermitteln. Auch Rußland hat
am Ende Anstrengungen unternommen. Das Ultimatum war notwendig, weil
die Kampfhandlungen für die Verhandlungen nicht unterbrochen
wurden, sondern das oben genannte Schaffen vollendeter Tatsachen im
vollen Gange war. Verhandlungen zu führen, wenn der Krieg schon
vorbei ist, ist ziemlich nutzlos, oder?
Ich stimme allerdings in dem Punkt zu, daß die NATO sich in eine
Zwangslage manövriert hat, allerdings schon viel früher. In
dem Moment nämlich, als die NATO - eigentlich ein
Verteidigungsbündnis - begonnen hat, Aufgaben wahrzunehmen, die
die UNO wegen des Vetorechts im Sicherheitsrat nicht wahrnehmen konnte.
Ich liebe die Amerikaner nicht, und ihre überhebliche
Selbstdarstellung als moralische Instanz halte ich für Heuchelei.
Doch mir ist die amerikanisch dominierte NATO als Weltpolizist immer
noch lieber als gar kein Weltpolizist.
Im übrigen ist ein Polizist nur die Exekutive, wir brauchen
endlich auch eine glaubwürdige und handlungsfähige Instanz
darüber, die den Weltpolizisten dirigiert. Übrigens, wer hat
denn bisher je einen Pfifferling auf UNO-Resolutionen gegeben?