Es kann auch Versöhnung geschehen. Wir vertragen uns ja heute auch
mit den Franzosen, die uns so lange als "Erbfeinde" vorgesetzt worden
sind. Und seit ich unter den Ossis lebe, fällt mir auch des
öfteren ein, daß es überhaupt nicht
selbstverständlich ist, daß wir nicht aufeinander
schießen - immerhin wurden beide Seiten gut 40 Jahre lang drauf
trainiert, sich gegenseitig zu hassen und ernstfalls sogar abzuknallen.
Nun mosern wir übereinander und reiben uns die Vorteile der
verschiedenen Systeme unter die Nase, aber es läuft angesichts der
Vorbedingungen doch ganz außerordentlich prima. Wenn mich mal
wieder einer den blöden Wessi spüren läßt, dann
führ ich mir schnell das vor Augen, bevor ich mich künstlich
aufrege. Klappt nicht immer, aber manchmal doch und solche
Vorfälle passieren auch nicht oft. Wenn die Volksmassen aber von
malevolenten professionellen Agitatoren aufgewiegelt werden, dann
können auch Fleischesser gegen Vegetarier und Linkshänder
gegen Rechtshänder gehetzt werden. Alles kein Problem. Man
muß sich nur ein möglichst klar zu identifizierendes
diskriminierendes Merkmal aussuchen und sich eine plausible Story dazu
überlegen. Schon kann's losgehen!
Was die Hilfsorganisationen angeht, da hab ich leider keinen Tip. Der
BR hat offensichtlich eine Aktion gestartet. Wie gut die ist,
weiß ich nicht. Im Bosnien-Krieg sind von uns aus spontane
Hilfslieferungen aus der Bevölkerung oder von Kirchengemeinden
organisiert worden. Die Leute haben sich tatsächlich einen
Lastwagen gemietet, haben das Ding voll mit Lebensmitteln und Decken
gepackt und sind runtergefahren. Gibts auch Pros und Kontras. Problem
ist die albanische Infrastruktur, die Straßen dort sind definitiv
schlechter als die in Bosnien.