Es ist persönlich nicht so meins, zu einer Demo zu gehen, wenn alle sagen, ich solle es tun. Das hat immer so ein Gefühl von Nötigung, denn wenn ich nein sage, dann könnte man mir ja vorwerfen, ich würde für das stehen, wogegen demonstriert wird. Das ist so ähnlich wie einmal im Jahr an Muttertag die Mutter zu besuchen, aber den Rest des Jahres ist sie einem dann wieder egal.
Ich kenne mehrere Personen, die am Samstag bei einer Demo in meiner Region waren, und das ist auch völlig in Ordnung. Schwierig finde ich es, wenn wie im Artikelfoto zu sehen, Parolen wir "Alle hassen Nazis" gezeigt werden. Das ist bereits der Punkt, wo man sich wie das Klientel verhält, gegen das man eigentlich demonstriert, und das ist verkehrt.
Genauso verkehrt finde ich es, die Begriffe schwammig zu verwenden. Rechts war früher eine ganz normale Bezeichnung, die sich daraus ableitete, wo die konservativen Parteien im Plenum des Reichstags saßen. Wo liegen die Grenzen zwischen rechts, rechtsradikal und rechtsextrem? Mit dem Wahn, alles was rechts ist, bekämpfen zu müssen, erweisen wir uns als Demokratie einen Bärendienst. Ein ausgleichender Dialog wird damit dauerhaft verhindert, die Gräben vertiefen sich.
Letztens auf einem Abi-Treffen hatte ich mit einem alten Schulfreund eine interessante Diskussion. Er hat sich über so einiges aufgeregt, und dann kam auch die AfD an die Reihe, und er würde ja mit niemandem Kontakt haben wollen, der diese Partei wählt. Ich hab ihn dann gefragt, wie er damit umginge, wenn er sich mit jemandem gut versteht und dann stellt sich plötzlich heraus, dass die andere Person AfD-Wähler ist.
Darüber lohnt es sich nachzudenken. Ich bin der Meinung, dass jeder sehr schnell bereit ist, Vorurteile anzuwenden, wenn man sich auf der moralisch besseren Seite wähnt.