Ansicht umschalten
Avatar von kulinux
  • kulinux

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2001

Ein paar Korrekturvorschläge zum Text…

also eigentlich nur zu den Überschriften. Den ganzen Aufsatz Satz für Satz zu widerlegen ist mir ohne Bezahlung zu aufwändig, wäre allerdings angebracht.

Antisemitismus entstammt dem Christentum

Nein. Es gab Juden- inkl. später dann auch Christenverfolgung im römischen Reich schon bevor die Christen auftauchten bzw. eine nennenswerte Rolle spielten: Da die Juden als einzige Religion den Kaiserkult offen ablehnten (noch das angeblich auslösende Motiv in vielen "Märtyrer"-Geschichten der Christen), waren sie eine Gefahr für das "Staatswohl" und wurden immer dann "aus dem Schrank geholt", wenn es darum ging, den Volkszorn auf eine – wegen ihrer selbst propagierten – Abgrenzung gegen alle anderen Einwohner und Bürger des Reiches zu lenken und nebenbei auch deren Besitztümer einzukassieren, die ein chronisch klammer Staat/Kaiser immer gut gebrauchen konnten.
Es gab staatlicherseits auch fast nie eine Differenzierung zwischen Juden und Christen, die einfach als eine weitere von sehr vielen jüdischen Sekten angesehen wurden: Die meisten "Christenverfolgungen", auf die die Kirche sich heute noch beruft, waren de facto Judenverfolgungen – nur in sehr wenigen Fällen (so ca. 3, auf jeden Fall weniger als 10 insgesamt) werden die Christen als Teil der Verfolgten überhaupt ausdrücklich erwähnt!

Kampf gegen die "Judaisierung Palästinas"

Nun, die "Judaisierung" bzw. genauer "Hebräisierung" Palästinas fand ja schon mal statt, so ca. 1.200 v. Chr. Und wie in der Bibel (als stolze Berichte gottgefälligen Tuns) nachzulesen, war (auch) diese (schon) von äußerst brutaler, menschenschlachtender Eroberung gekennzeichnet. Wer wollte es den Palästinensern (derselbe Wortstamm wie "Philister" – einer von ihnen war Goliath, der seine Heimat gegen die Eindringlinge verteidigen wollte) übel nehmen, wenn sie sich gegen eine erneute Einwanderung der Hebräer in ihre Heimat zur Wehr setzen. Denn im "gelobten" Land waren schon die Hebräer der Antike eben Einwanderer und Eroberer.

Gift der Juden, Gift der Pharmabranche?

Puh, genau. Weil man einer Person oder Personengruppe etwas vorwirft, ist das immer gleich Antisemitismus, Antijudaismus oder Antizionismus (nicht nur unterschiedlich in der Buchstabenfolge…), wenn man einen ähnlichen Vorwurf gegen andere erhebt?
Also ungefähr so: Islamistische Terroristen haben angeblich an 9/11 die USA mit Flugzeugen angegriffen und sich dabei in deren Luftraum ungesetzlich bewegt.
Matthias Rust hat sich im Luftraum der damaligen SU ungesetzlich bewegt.
Ergo ist Rust ein Islamist?

Achja, und was die Sharon-Karrikatur anbelangt: "Kindli-Fresser" gibt es nicht nur in Bern mindestens seit dem Mittelalter als Sagenfigur; auch der Rattenfänger von Hameln war vermutlich nicht Jude … Aber Sharon hat palästinensiche Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder durch seine christlichen Verbündeten im Libanon abschlachten lassen und durch Abriegelung ihrer Lager dafür gesorgt, dass keiner entkommen ist. Klar, man kann dafür auch andere Metaphern wählen, um das zu karikieren – aber um die unglaubliche Brutalität zum Ausdruck zu bringen, ist der Bezug auf den griechischen Gott Kronos, der seine Kinder verschlang, vielleicht gar nicht so unpassend gewählt.
Aber nach Meinung des Artikel- und des Buchautors waren vermutlich auch schon die alten Griechen Antisemiten bzw. Antijudaisten, denn in ihrer verkürzten Geschichts- und Mythenkenntnis ist der Vorwurf der Kinderfresserei natürlich IMMER antisemitisch.
So wie auch alle Verschwörungstheorien (lt. Frau Kahane) … wenn DAS die römischen Richter gewusst hätten, die über diverse Verschwörungen zu Zeiten der römischen Republik, also lange vor den Christen, "Theorien" gebildet und die Verschwörer verfolgt haben. Auch die waren sicherlich alle schön Antisemiten/judaisten … und ihre Opfer: Juden?

*kopfschüttel*

PS: Wenn man ein Argument zu oft gebraucht, nutzt es sich ab und wird schnell wirkungslos. Gilt für Diffamierungen, Unterstellungen und selbst Tatsachenbehauptungen. Aber wer in allem und jedem (z.B. in Kritik am kapitalistischen Bankensystem oder Kriegen) immer gleich "Antisemitismus" – noch dazu christlichen* – wittert, der sollte sich nicht beklagen, wenn sein "Totschlagargument" irgendwann keine Wirkung mehr zeigt oder nur noch Widerwillen hervorruft. Denn letztlich stehen hinter allen solchen religiös oder ideologisch verbrämten Angriffen auf Minderheiten und Fremde IMMER ökonomische Interessen derjenigen, die sich daran bereichern: von römischen Kaisern bis zur SS im Dienste der IG Farben – nur als Bsp.

*Dabei hat das Christentum natürlich z.B. mit Leuten wie einem gewissen Martin Luther, nach dem in DE immer noch Straßen, Plätze und Schulen benannt sind, einen äußerst feurigen Antisemiten vorzuweisen …

Bewerten
- +
Ansicht umschalten