Warum ist überhaupt irgendwas wichtig? Beim Geschichten erzählen ist doch wichtig, ob man sich da emotional mit verbinden kann.
Und ich finde es einfach eine gute Geschichte, wie ein bedeutungsloser vaterloser Bastard sich in Tagträume flüchtete und allen erzählt hat, dass sein wirklicher Vater ja niemand geringeres als Gott selber sei und der ihm aufgetragen habe aalen zu erzählen, dass sie sich liebhaben sollen und sie nicht sterben müssten, sondern in den Himmel kommen und Flügel kriegen. Dass diese Botschaft nicht so erfolgreich war, kann man ja an der Zahl seiner Gefolgsleute absehen, und das eben kein tausendköpfiges Befreiungskommando kommt, als er von der Staatsmacht wegen Insubordination totgefoltert wird.
Dass aus diesem unbedeutenden randständigen Menschenleben eine Weltreligion erwächst ist einfach eine schöne Pointe. Und die Idee, dass die Schwachen, Getretenen am Ende doch noch die Gewinner sein werden ist zivilisatorisch glaube ich keine kleine Innovation. Nietzsche fand das ja ganz eklig. Kann man ja sehen, was 40 Jahre später aus seinem Übermenschenkult draus geworden ist.
Die Linke des 19./ 20. Jahrhunderts hat von diesem antagonistischen Schwächekult übrigens nicht wenig profitiert. Vielleicht würde ich sogar soweit gehen, in der Linken die historischen Nachfolger des Christentums zu sehen.