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mehr als 1000 Beiträge seit 25.04.2020

Re: Irgendwie zweckfrei

Artur_B schrieb am 25.01.2022 23:15:

Nö. Der Elsässer reist halt in den Iran und nicht nach Saudi-Arabien. Denn im Iran ist der Antisemitismus Staatsräson, in SA nicht. Und der Iran weiß warum: er kann genau deswegen weltweit jede Menge Schreiber aktivieren, die ihm immer wieder Persilscheine ausstellen. Dich zum Beispiel.

Der Elsässer ist mir egal und der Iran eigentlich auch. Mehr Bedeutung hat für mich hat die politische Ideologie und die Gruppierungen, die mein Land derzeit regieren. Und das ist der mit postmoderner Identitätspolitik gedopte Neoliberalismus und die transatlantisch organisierten Kapitalfraktionen und Oligarchennetzwerke.

Die Juden beherrschen diese nicht und die Juden sind auch nicht als kollektiver Schwarm untereinander organisiert. Aber doch sind sie historisch bedingt in der US-Elite stark vertreten und gewisse Widersprüche der jüdischen Kultur äußern sich so auch in der Politik des transatlantischen Machtblockes, und zwar ist das der Widerspruch zwischen Universalität und Partikularismus. So haben wir einen endogamen Stammeskult aus der Bronzezeit, dessen Anhänger aber verständlicherweise immer für universelle Rechte und Kosmopolitismus eingetreten sind. Und jetzt haben wir eine Politik, die die Abschaffung der Nationalstaaten im Westen verfolgt, aber einen Nationalstaat der sektiererischten und ethnizitärsten Sorte im Nahen Osten protegiert. Wir haben eine Politik, die Diskriminierung vorgeblich bekämpft, aber die Konflikte zwischen den ethnischen und identitären Gruppen laufend zu Kosten einer gemeinsamen Identität schürt und anheizt.

Diese Widersprüche sollten mal offener diskutiert werden, ohne sie gleich mit überspannten Antisemitismus-Vorwürfen zu erschlagen. Die Geschichte der jüdischen Welt seit der Haskala war ja in Europa des 19. Jahrhunderts eine sehr positive und später dann durch Antisemitismus und Holocaust eine unendlich tragische. Dieser Geschichte wird man durch offene Reflektion viel gerechter als wenn man Tabus und Redeverbote erteilt und die dann für tagesaktuelle Machtpolitik mißbraucht. Ich kann mir vorstellen, dass es vielen wenn nicht gar meisten Juden ebenso unangenehm ist, wenn ihre tragische Geschichte von einzelnen oder Gruppen als Mittel eingesetzt wird, um Machtpolitik zu betreiben oder zu immunisieren.

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