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835 Beiträge seit 30.10.2003

Re: die Juden haben 1700 Jahre unter christlicher Herrschaft gelebt

Wikipedia ist nicht immer die beste Quelle.

„[E]ine Welt frei von Juden“ (Nirenberg, S. 226) zu schaffen, war das selbsterklärte Ziel der Spanier, deren Vorgehensweise in diesem Kapitel thematisiert wird. Dieses Bestreben mündete aus verschiedenen Gründen, die im Folgenden noch näher erläutert werden, in der Spanischen Inquisition, was wiederum eine „umfassende 'Judaisierung' Spaniens zur Folge hatte“. (Nirenberg, S. 250)
Die zentrale Frage, die Nirenberg zu Beginn des Kapitels stellt, ist, warum die

„Furcht vor dem Judaisieren in Westeuropa gerade in dem Moment einen neuen Höhepunkt [erreichte], als die Juden beinahe ganz verschwunden waren“. (Nirenberg, S. 226)
Am Ende des Mittelalters kam der Wunsch nach einem ausschließlich christlichen Europa auf, dessen Auswirkungen sich beispielhaft in der Revolutionsbewegung innerhalb Spaniens zeigten. Nirenberg beschreibt die Ereignisse, welche mit dem Pogrom auf das Judenviertel in Sevilla im Frühjahr 1391 begannen und sich über viele spanische Städte ausweiteten. Häretiker wie Antonio Rieri oder Vinzens Ferrer hetzten durch kritische Predigten die Bevölkerung Spaniens gegen die jüdische Minderheit auf. Durch Ermordung, Flucht und Konvertierung dezimierte sich die Anzahl der jüdischen Bevölkerung in Spanien erheblich. Somit kamen die Antijudaisten ihrer Vision einer Welt ohne "Juden" näher und leisteten weiteren Ausschreitungen gegen Juden in anderen Städten Vorschub. Die Massaker ließen die iberischen Christen eine nahende Apokalypse erkennen, welche, wie im Römerbrief beschrieben, eine Bekehrung der Juden zum Christentum zur Folge hätte. (Nirenberg, S. 226-227)
Die Folgen der Massenkonvertierung

Die Juden, die nicht bei den Pogromen umgekommen oder von der Iberischen Halbinsel geflohen waren, traten durch den großen gesellschaftlichen Druck bei Massenkonvertierungen zum christlichen Glauben über. Dies ließ die Grenze zwischen Christen und Juden undeutlich werden: Das plötzliche Auftreten von zehntausenden Konvertierten scheint „die Distanz zwischen Christen und Juden nicht zu verringern und nicht zu vergrößern.“ (Nirenberg, S. 232) Dies bezieht sich auf die Angst, dass die zum Christentum konvertierten Juden dies nur vorgaben, um der drohenden Gefahr zu entgehen und ihre jüdische Religion im privaten Raum ausleben zu können. Zudem fehlte der christlichen Bevölkerung nun ein konstruiertes Feindbild, um ihre Gruppendynamik zu stärken und sich durch Abgrenzung selbst definieren zu können. Dadurch, dass die Konvertiten zu einem Bestandteil der christlichen Gemeinschaft wurden, denen die jüdische Vergangenheit noch anhaftete, wurden sie mit dem Vorwurf versehen, ihrer alten Religion noch anzuhängen. Da im Laufe der Zeit schwieriger nachzuvollziehen war, wer ursprünglich welcher Religion angehört hatte, konnte der Vorwurf des „Jüdisch-Seins“ jeden in der christlichen Gemeinschaft treffen. Nirenberg beschreibt, dass durch die Masse der Konvertiten ein „Niemandsland“ zwischen Judentum und Christentum entstand, was dazu geführt hat, dass die Christen begannen, das Feindbild des "Juden" in der eigenen christlichen Gemeinschaft zu suchen. (Nirenberg, S.235) Die Judaisierung wurde zu einem Bestandteil, um Konflikte im Alltag zu lösen, wobei sich Stereotypen bedient wurde, die schon lange zuvor gegen Juden eingesetzt worden waren. (Nirenberg, S. 236-237)

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