Im Zuge des Anschlusses wurden flächendeckend die Eliten ausgetauscht und es erhielt Personal aus dem Westen Karrierechancen, welche sie im Westen - bei bestehender Konkurrenz - nie gehabt hätten.
Die Vorstellung, es handle sich dabei nur um den Austausch des Personals der Eliten, verweist der Autor dabei berechtigt als Märchen. Es wurden ganze Netzwerke mitsamt deren Ideologie exportiert und die Einstiegsstufen in diese Netzwerke sowie deren Ideologieproduktion lag und liegt nicht im Osten. Damit auch die Reproduktion dieser Netzwerke nicht.
Übersetzt man "Repräsentanz" als (regionale) Interessenvertretung und damit als demokratische Selbstbestimmung, dann fällt auf, das ist in diesem Modell der Produktion und Reproduktion von Eliten nicht vorgesehen.
Demzufolge meint "Repräsentanz" - im Sinne dieser Eliten - das komplette Gegenteil von demokratischer Interessenvertretung.
Als Beispiel ist Aline Abboud 2021 der erste Ossi, die Sprecherin der Tagesthemen werden durfte. Man beachte und staune, nach über 30 Jahren ist "Repräsentanz" da - dass sie vorher nicht vorhanden war, fiel gar nicht weiter auf /sarcasm.
Aber wie sich an ihrem Nachnamen und dem Geschlecht zeigt, ist "Repräsentanz" als Behebung eines (demokratischen) Defizits so nicht gemeint.
Sondern mit den Merkmalen "Frau" und "Migrationshintergrund" hat sich die herrschende Ideologie der (West-) Eliten und deren "Identitätspolitik" durchgesetzt.
Was als "Repräsentanz" zu gelten hat, hat sich durch diese Ideologie zu bestimmen.
Damit erfolgt ein bemerkenswerte Drehung demokratischer Vorstellungen: ohne Migrationshintergrund und als weißer Mann oder Frau aus dem Osten - welche für die Mehrheit der Bevölkerung stehen - "repräsentiert" nicht. Aber die Minderheit tut es. Nimmt man die Herrschaft der Eliten als Herrschaft der Minderheit über die Mehrheit, so ist das ein sehr interessantes Konzept zur Legitimation dieser Herrschaft, oder?
Als Dank darf Aline Abboud in der "Zeit" (kursiv von mir) "über ihre drei Identitäten und das Verhältnis der Ostdeutschen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk" plaudern.
Merke: nur aus dem Osten zu sein ist gemäß der durchgesetzten Ideologie eine "Identität" zu wenig für "Repräsentanz" in diesem Sinne und das muss nicht nur gelernt, sondern wiedergekäut werden.
Der Budenzauber "Repräsentanz" im Sinne der herrschenden Eliten erfolgt nicht zufällig, denn in den nächsten Jahren gehen die Generation der Boomer und der Generation X in Rente. Da will man im Osten schon mal ein Zeichen setzen, wie sich das zukünftige Personal zusammensetzen wird und wie deren Ideologie zu sein hat.