bogo101 schrieb am 23.02.2022 13:37:
Wenn ich aber auf der anderen Seite betrachte dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren regelrecht ausgebremst wurde stellt sich die Frage ob jetzt an dieser Stelle sich mal was ändert ?
Da stehen natürlich der Ausbau der Netze und Entwicklung von Speichertechnologien ganz oben auf der TODO-Liste - aber davon ist nichts zu sehen.
Das Problem ist viel komplexer.
In den letzten 20 Jahren wurden die EE nach Ponyhof-Wunschträumen mit massiven Subventionen ausgebaut. Man hat immer mehr dargebotsabhängige Leistung installiert, die Strom nicht liefern kann, wenn man ihn braucht. Die Lücken haben konventionelle Kraftwerke ausgefüllt. Dadurch benötigt Deutschland einen doppelten Kraftwerkspark. Die Folge waren die höchsten Strompreise in Europa (vor der Energiekrise 2021; danach die höchsten der Welt).
Einen gewissen Anteil von EE am Strommix ohne Speicherung von Strom kann das System physikalisch noch verkraften. Ab einem gewissen Punkt geht das aber nicht mehr und da müssen zwangsläufig Stromspeicher her.
Und zwar in Größenordnungen. Man muss nicht nur Tag- und Nachtschwankungen ausgleichen, sondern mit zehntätigen Dunkelflauten rechnen und eh muss man den EE-Strom saisonal speichern (EE bringen im Sommer ihren meisten Strom, wenn man ihn nicht braucht und im Winter, wenn man ihn dringend braucht am wenigsten).
Eine gewisse Zeit propagierte man Batteriespeicher für Strom. Ein Irrsinn. Allein die Speicher, die für eine Dunkelflaute kosten mehrere Billionen Euro. Alle zwanzig Jahre, wenn sie so lange halten.
Zuletzt hat man sich auf Wasserstoff als Speicher eingeschossen, mit einem Wirkungsgrad von 25-30%. Das ist kein Energiespeicher, sondern ein Energievernichter.
Dann ist immer vom Ausbau der Netze die Rede. Gemeint sind die Übertragungsnetze über mehr oder weniger lange Strecken. Das ist schon verwirrend, weil die Energieversorgung ja dezentral, ohne lange Übertragungsstrecken erfolgen soll.
Der Ausbau der Netze ist aber nur eine Taktik, um den allgemeinen Mangel besser zu verteilen.
Natürlich geistern da Phantasien durch die Publikation der EE-NGOs, dass Deutschland Strom aus dem Ausland beziehen kann, wenn in Deutschland mal die Sonne nicht weht und der Wind nicht scheint. Aber das Ausland soll ja auch Energiewende machen (sonst bringt das nicht, wenn nur Deutschland CO2 einspart, das Ausland aber mit Kohle weiter macht) und hat auch keinen Strom übrig, wenn Deutschland den braucht. Zudem ist Deutschland Stromexporteur und versorgt seine Nachbarn mit. Wie soll es dann von den Nachbarn versorgt werden? Vielleicht von Frankreich, dessen Atomstromkrise immer bedenklicher wird und von Deutschland mitversorgt werden muss?
Wenn in Deutschland und Frankreich das Stromnetz zusammen bricht, dann ist fast ganz Europa dunkel und kalt.
So sieht die Energiewende aus.