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  • luky

mehr als 1000 Beiträge seit 06.11.2000

Wagenknecht und Greenwald

Ein wichtiger Aspekt identitärer Ideologie scheint mir, dass soziale Fragen regelmässig verschleiert werden. Das neue Buch von Sahra Wagenknecht – "Die Selbstgerechten" – wurde hier ja auch schon kurz angesprochen. Das scheint in eine ähnliche Richtung zu argumentieren:

»Urban, divers, kosmopolitisch, individualistisch – links ist für viele heute vor allem eine Lifestylefrage. Politische Konzepte für sozialen Zusammenhalt bleiben auf der Strecke, genauso wie schlecht verdienende Frauen, arme Zuwandererkinder, ausgebeutete Leiharbeiter und große Teile der Mittelschicht.

Ob in den USA oder Europa: Wer sich auf Gendersternchen konzentriert statt auf Chancengerechtigkeit und dabei Kultur und Zusammengehörigkeitsgefühl der Bevölkerungsmehrheit vernachlässigt, arbeitet der politischen Rechten in die Hände.

Sahra Wagenknecht zeichnet in ihrem Buch eine Alternative zu einem Linksliberalismus, der sich progressiv wähnt, aber die Gesellschaft weiter spaltet, weil er sich nur für das eigene Milieu interessiert und Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft ignoriert. Sie entwickelt ein Programm, mit dem linke Politik wieder mehrheitsfähig werden kann. Gemeinsam statt egoistisch.«

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wirtschaft-gesellschaft/politik/die_selbstgerechten-16576.html

Das Interview mit ZDF Heute (die Antworten, um präzise zu sein) fand ich ebenfalls sehr interessant.
»Und eine Ursache ist, dass Linke dazu tendieren, Themen in den Vordergrund zu stellen, die an den wirklichen Problemen der Menschen vorbeigehen, mehr noch: die von vielen Menschen als Herabsetzung empfunden werden.

Wenn sie etwa von "woken" Akademikern belehrt werden, wie sie zu sprechen und zu denken haben, wenn eine sehr privilegierte Lebensweise als progressiv verklärt wird. E-Auto fahren, Bio-Produkte kaufen oder in der Innenstadt wohnen, wo man mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann - das sind alles Dinge, die man sich erstmal leisten können muss.«

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/wagenknecht-interview-identitaetspolitik-100.html

Glenn Greenwald analysiert den Mechanismus:
»When it comes time to identify the root causes of social pathologies, we will look elsewhere. The concentration of wealth and power in the hands of the corporate class and the ways they abuse and eliminate labor, control government, and destroy the working and middle classes will be impossible to see, as we are all blinded by the glare of their virtuous Instagram posts about racial justice and their unified campaigns against voter suppression.

In an instant of swooning over their benevolent devotion to social justice, we will forget what they actually exist to do. When we work to harness their power to support our own political causes, we forget about how out of control and menacing that power is, and what it is most often used for. And that is exactly the way they want it.«

https://greenwald.substack.com/p/big-corporations-now-deploying-woke

gruss. luky

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