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  • Pippin der Mittelmäßige

85 Beiträge seit 18.08.2023

Re: Gemischtes Durcheinander, einverstanden

HP-CH schrieb am 25.12.2023 22:43:

Insofern, dass es sich da verschiedene Denkfehler gemütlich machen:
" ..Bisher leidet die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands kaum bis gar nicht. Da es mit der Leistungsbilanz einen eindeutigen empirischen Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft gibt .." Das ist erstens kein Indikator, sondern ein Ergebnis, das sich entsprechend zeitverzögert einstellt und zweitens keine Aussage zum Werkplatz De - gerade wenn wegen Standortnachteilen ins günstigere Ausland verlagert wird: nicht die Firmen leiden, sondern der Produktionsstandort.

Zeitverzögert insofern, wie lange es dauert, einen Kaufvertrag abzuschließen. Da die genannten Probleme mit der Invasion Russlands und deren Konsequenzen aufgetreten sind, sollten sich Probleme der Wettbewerbsfähigkeit in der Leistungsbilanz bereits niederschlagen. Das ist kein Ergebnis, sondern ein Indikator. Da man Wettbewerbsfähigkeit nicht direkt messen kann, kann man sie nur gemittelt über die Leistungsbilanz bestimmen.

" ... Die deutschen Vermögen sind im Vergleich zu anderen Ländern niedrig, da Bewohner anderer Länder individuell vorsorgen müssen und es in den meisten Ländern keine unbegrenzte Arbeitslosenhilfe gibt. Addiert man zu den genannten Zahlen den gemittelten prinzipiellen Anspruch auf Bürgergeld zu den Privatvermögen (ca. 500.000 Euro p.p.) sieht es ganz anders aus mit den Vermögen. ..." Diese Ansprüche sind so etwas wie die "Sondervermögen", die sich der Staat herzaubert - im besten Fall Umlageverfahren (jung zu alt) im schlimmsten Fall ungedeckte Staatsschulden. Die Deutschen lieben Euphemismen, nennen wir doch das "Bürgergeld" ehrlicherweise schambefreite Sozialhilfe. Auch dieses Geld muss jemand erarbeiten, entweder gleichzeitig als Transferleistung via Steuer oder später mit Zins und Zinseszinsen für die aufgenommene Staatsschuld.

Alle Vermögen müssen erstmal erarbeitet werden. Der Unterschied ist, ob man individuell persönlich vorsorgen muss oder das solidarisch in der Gemeinschaft macht. Geld auf Bankkonten ist wirtschaftlich wesentlich toxischer als ein Umlagensystem, da man dann entsprechend niedrigere Zinsen braucht, um die Investitionstätigkeit aufrechtzuerhalten. Ein Umlagensystem muss kein Geld auf Vorrat bunkern, sondern greift es erst ab, wenn es gebraucht wird.

" ...Einen Brain Drain haben wir schon immer. Deutschland überproduziert aber auch Qualifikation. ..." Dann ist ja gut und hat es seine gute Ordnung, wenn die Ärzte südwärts wandern und die Ingenieure und Wissenschafter westwärts. Jetzt müssen nur noch die Sozialwissenschafter erfolgreich exportiert werden, damit in den Amtsstuben Platz für neue geschaffen werden kann.

Unsachliche Bemerkung. Deutschland hat nicht weniger Ingenierure und Wissenschaftler als früher - im Gegenteil. Der vermeintliche derzeitige Mangel resultiert daraus, dass im Moment Wirtschaftswachstum praktisch nur durch Ausweitung des Arbeitskapitals passiert und wir eine notorisch niedrige Produktivitätssteigerung haben. Deutschland hatte noch nie so viele Arbeitskräfte und noch nie so viele Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Der Fachkräftemangel ist ein Allokationsproblem, kein echter Mangel.

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