Der Atomausstieg war eine Reaktion auf die Meinung der Bevölkerungsmehrheit. 9 von 10 Bundesbürgern sprachen sich nach Fukushima gegen eine dauerhafte Weiterführung der Atomenergie aus. Auf die Frage "Sollten die deutschen AKW länger laufen, wenn dadurch die Strompreise weniger stark steigen" antworteten 68% mit "Nein".
https://www.infratest-dimap.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/dt1104_bericht.pdf
Auch wenn das heute keiner mehr glaubt: der Atomausstieg war in Deutschland so populär und unumstritten wie kaum eine andere politische Entscheidung vorher oder nachher. Die Union hätte sich durch ein Festhalten am Atomkurs komplett ins Abseits gestellt. Merkel hat nur darauf reagiert.
Der einfache Grund für die Renaissance der Atomkraft ist das kurze Gedächtnis des Volkes. Die großen AKW-Unfälle hatten bisher einen zeitlichen Abstand von 20-30 Jahren - so lange reicht die kollektive Erinnerung nicht. Unsere Intuition bewertet Gefahren fälschlicherweise danach, wie lange das letzte Schadensereignis zurückliegt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit immer gleich hoch - egal ob der letzte GAU 4 Wochen oder 40 Jahre her ist. Die schlechte Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, dass in der jetzt geplanten Nutzungszeit der Kernkraft kein schwerer Unfall mehr passiert ist praktisch gleich Null. Wenn man lange genug würfelt, dann kommt irgendwann die "6".
Es ist einigermaßen verblüffend, dass die größten Fans der Kernkraft oft ausgerechnet diejenigen sind, die den ganzen Klimawandel sowieso für Schwindel halten.