Zetscho schrieb am 17. Januar 2006 11:51
> Member of the Inner Party schrieb am 17. Januar 2006 2:12
>
> > Die alleinige Schuld fuer den Kriegs_ausbruch_ traegt
> > selbstverstaendlich der Braunauer.
>
> Nee, die tragen die Deutschen der damaligen Generation kollektiv.
Diese Aussage habe ich nie verstanden. Bezieht sich das z.B. auch auf
Deutsche, die nicht in Deutschland waren? Wie steht es mit
Nicht-Deutschen, die in Deutschland waren? Wie lange musste man
während 33-45 in Deutschland sein, um die Kollektivschuld zu
assimilieren? Ging das graduell, oder gibt es nur "alles oder
nichts"? Die Bomben fielen auf jung und alt, siehst Du eine
Altersgrenze für die Schuld, oder fängt das mit der Geburt an?
Was ist mit Österreichern? Opfer oder Täter?
Ich halte Völker nicht für schuldfähig, zumal der Begriff des Volks
alles andere als wohldefiniert ist.
> Es ist sehr modern alles auf Hitler und die Führungsriege zu
> beschränken, aber das ist falsch und durchleuchtet nicht, WAS am 3.
> Reich ja so schrecklich war: Die Legitimation aller Taten durch das
> deutsche Volk.
Es steht außer Frage, dass es eine Menge Kollaborateure gab, die den
braunen Spuk ermöglichten - von den fanatischen Braunhemdschlägern
bis zu den ärmelschonertragenden Eichmanns. Dennoch kann ich eine
Aussage wie "die Deutschen sind schuld" nicht verstehen, ich halte
sie letztlich für unreflektiert und oberflächlich.
Neben den aktiven Überzeugungstätern gab es natürlich noch die
passiven Nutznießer (die ich persönlich noch ekliger finde), aber es
gab auch eine Menge Leute, die einfach eine Scheißangst hatten und
deswegen die Klappe hielten. Und jeder, der hier wie der Prolet große
Reden schwingt, ohne selbst unter einem Regime wie dem der Nazis
seinen Mut bewiesen zu haben, beweist sich nur als lächerlicher
Maulheld. Klar, alle die heute leben wären damals in den Widerstand
gegangen, dass ich nicht lache.
Ein weiterer Grund, die Kollektivschuld des Deutschen Volkes
anzuzweifeln, ist für mich die dadurch entstehende Legende der
Einzigartigkeit der Verbrechen der Nazis. Es gab vorher und nachher
Völkermorde in gleicher Größenordnung, genauso sorgfältig geplant und
durchgeführt. Und ich halte kein "Volk" - was immer das sein mag -
für gefeit gegen derartige Entgleisungen.
Wer die Nazis und ihre Verbrechen für einzigartig erklärt, der
vergrößert das Risiko, dass Ähnliches wieder passiert, weil er seinen
myopischen Blick auf die Vergangenheit fixiert und die Gegenwart und
Zukunft außer Acht lässt.
> Member of the Inner Party schrieb am 17. Januar 2006 2:12
>
> > Die alleinige Schuld fuer den Kriegs_ausbruch_ traegt
> > selbstverstaendlich der Braunauer.
>
> Nee, die tragen die Deutschen der damaligen Generation kollektiv.
Diese Aussage habe ich nie verstanden. Bezieht sich das z.B. auch auf
Deutsche, die nicht in Deutschland waren? Wie steht es mit
Nicht-Deutschen, die in Deutschland waren? Wie lange musste man
während 33-45 in Deutschland sein, um die Kollektivschuld zu
assimilieren? Ging das graduell, oder gibt es nur "alles oder
nichts"? Die Bomben fielen auf jung und alt, siehst Du eine
Altersgrenze für die Schuld, oder fängt das mit der Geburt an?
Was ist mit Österreichern? Opfer oder Täter?
Ich halte Völker nicht für schuldfähig, zumal der Begriff des Volks
alles andere als wohldefiniert ist.
> Es ist sehr modern alles auf Hitler und die Führungsriege zu
> beschränken, aber das ist falsch und durchleuchtet nicht, WAS am 3.
> Reich ja so schrecklich war: Die Legitimation aller Taten durch das
> deutsche Volk.
Es steht außer Frage, dass es eine Menge Kollaborateure gab, die den
braunen Spuk ermöglichten - von den fanatischen Braunhemdschlägern
bis zu den ärmelschonertragenden Eichmanns. Dennoch kann ich eine
Aussage wie "die Deutschen sind schuld" nicht verstehen, ich halte
sie letztlich für unreflektiert und oberflächlich.
Neben den aktiven Überzeugungstätern gab es natürlich noch die
passiven Nutznießer (die ich persönlich noch ekliger finde), aber es
gab auch eine Menge Leute, die einfach eine Scheißangst hatten und
deswegen die Klappe hielten. Und jeder, der hier wie der Prolet große
Reden schwingt, ohne selbst unter einem Regime wie dem der Nazis
seinen Mut bewiesen zu haben, beweist sich nur als lächerlicher
Maulheld. Klar, alle die heute leben wären damals in den Widerstand
gegangen, dass ich nicht lache.
Ein weiterer Grund, die Kollektivschuld des Deutschen Volkes
anzuzweifeln, ist für mich die dadurch entstehende Legende der
Einzigartigkeit der Verbrechen der Nazis. Es gab vorher und nachher
Völkermorde in gleicher Größenordnung, genauso sorgfältig geplant und
durchgeführt. Und ich halte kein "Volk" - was immer das sein mag -
für gefeit gegen derartige Entgleisungen.
Wer die Nazis und ihre Verbrechen für einzigartig erklärt, der
vergrößert das Risiko, dass Ähnliches wieder passiert, weil er seinen
myopischen Blick auf die Vergangenheit fixiert und die Gegenwart und
Zukunft außer Acht lässt.