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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Selbstgerecht?

Zetscho schrieb am 17. Januar 2006 11:49

> Ich weiß nicht, ob man die Bewohner Dresdens als "unschuldig"
> bezeichnen kann. Immerhin waren sie mehrheitlich vorher sicher FÜR
> Hitler und den Krieg, arbeiteten in der Kriegswirtschaft etc.

Woran willst Du die "sichere" Gefolgschaft für Hitler festmachen? An
Zahlen vielleicht? Voila:

Bei den Reichstagswahlen 1933 hatten die linken sowie die
Zentrumspartei zusammen ebensoviele Stimmen wie die NSDAP. Von
"mehrheitlich" kann bei einem Stimmanteil von etwa 43% (bei einer
Wahlbeteiligung von knapp unter 90%) für den Wahlsieger nicht die
Rede sein. Ich gehe jetzt einfach davon aus, daß diese
deutschlandweiten Zahlen in Dresden nicht gravierend anders waren,
man also von D auf DD schließen kann.

Und dabei habe ich Dein "...für...den Krieg" nicht einmal
andiskutiert; dazu gäbe es noch viel mehr zu sagen.

> Tragisch für die Opfer, ja, aber unschuldige Opfer, nö, nur z.T.

Ich habe etwas gegen Pauschalurteile, und - sorry - Dein Posting
liest sich trotz des relativierenden "z.T." genau so. Und es ist aus
der sicheren Distanz der Jahrzehnte leicht, sich ein Urteil über
seine Altvorderen zurechtzulegen. Wie definierst Du denn Schuld? Wo
beginnt sie? Bereits dabei, in Deutschland zu leben? Muß man denn
nicht Schuld auf unterschiedlichste Weise diskutieren, muß man denn
nicht die Schuld des deutschen Staatsbürgers (der vielleicht die
Zentrumspartei gewählt hat) unterscheiden von der Schuld, die
Menschen in staatstragenden Funktionen auf sich geladen haben?

Einfach nur: die Dresdner sind selbst schuld? Das ist der
Aufarbeitung deutscher Geschichte keinesfalls dienlich, und - Du
wirst es vieleicht selbst bemerkt haben - es werden sich Leute
finden, die genau diese verschmierte Argumentation für ihre eigenen
politischen Ziele auszuschlachten wissen.

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