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  • nixuser

mehr als 1000 Beiträge seit 19.07.2008

Re: "Die Löhne waren damals genauso prekär"

> Es spielt eigentlich keine Rolle wie prekär die Löhne früher waren,
> entscheidend ist doch ob eine allgemeine Steigerung der unteren Löhne
> die Preise so stark anziehen lässt, dass von dem Lohnzuwachs nichts
> übrig bleibt bzw. das dann Arbeitsplätze abgebaut werden. Den
> Zusammenhang müßtest Du beweisen können.

Der Zusammenhang ergibt sich aus der Tatsache, dass im
Dienstleistungssektor die Lohnkosten bis zu 70% betragen. Bei den
Billigfrisieuren wird er sogar noch höher liegen, da hier außer
Haarschneiden kaum noch eine Extradienstleistung erbracht wird.

Man muss sich aber auch damit anfreunden, dass mit einem Mindestlohn
Arbeitsplätze wegfallen werden. Mögliches Ergebnisse liefert hier die
Spieltheorie. Steigen die Preise bei den Billigfriseuren,
konkurrieren sie mit den Preisen bestehender Friseure, die aber
aufgrund besserer Marktposition und vor allem größeren Service diese
Preise auch halten können. In diesen Bereich werden die
Billigfriseure zwangsgeschoben. Nur mit was wollen die aufwarten? Mit
dem gleichen Service? Das hätten sie schon lange früher machen
können. Sie werden nicht mithalten können und vom Markt verschwinden.

Ein anderes Szenario wäre, dass die etablierten Friseure, die ja mit
einem operativen Gewinn arbeiten, die Preise bis ins Betriebsoptimum
oder sogar ins Minimum setzen, und damit die Zwangsversetzten aus den
Markt drängen.

Ebenfalls möglich wäre, dass durch höhere Priese einige nicht
ausweichen, sondern einfach weniger oft zum Friseur gehen oder
woanders substituieren. Den Euro haben sie schließlich nur einmal. Zu
bemerken ist ja, dass der Staat zwar höhere Einnahmen hat, diese aber
nicht durch Steuersenkungen weitergibt. So hat der Staat nun höhere
Einnahmen und die Bürger die höheren Preise. Wer hat da gewonnen?
Diese Substitution wird, wenn nicht gerade Arbeitsplätze, so doch
Steuern kosten und da ist es wichtig zu wissen, dass die
Unternehmenssteuern über den Einkommensteuern dieser
Mindestlohnempfänger liegen.

> Im Friseurgewerbe ist eine Verlagerung ins Ausland jedenfalls
> ausgeschloßen.

Das ist richtig.

> kostet derzeit 12 EUR (3 EUR Lohn+Nebenkosten, 9 EUR
> Bruttogewinn).

Das ist schon falsch, da ein Friseur in diesem Preissegment von Haus
aus keine Gewinne erwirtschaftet. Deshalb braucht unteres auch gar
nicht weiter berücksichtigt werden.

 Was oft vergessen wird ist, dass die Eigentümer oft selber Haare
schneiden und selber unter prekären Umständen leben. Von was sollen
Miete, Nebenkosten, Material und eigener Lohn denn gezahlt werden?
Deshalb stellte ich schon die Frage, ob sich ein Gesellschafter einer
Einmann-GmbH oder einer Ich-AG auch Mindestlöhne zahlen muss, sonst
operiert er ja wettbewerbswidrig durch sittenwidrige Löhne, was ja
eine völlig absurde Situation ist.

Ich hatte schon paar mal angemerkt, auch etwas weiter zu denken. Ich
sage es immer wieder: Hätten Mindestlöhne keine Auswirkungen, wären
sie beliebig hoch.

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