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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Japan hat eine andere Kultur

Das sollten sich unsere Deppen in der Politik Mal hinter ihre Ohren schreiben, wenn diese Simpel behaupten, es gäbe keine deutsche Kultur.

Wenn man die Japaner (ansatzweise) verstehen möchte, muss man sich die beiden großen Brüche in ihrer Kultur vor Augen führen.
Das Land war sehr lange isoliert und befand sich in einer Art Mittelalter, als die Amerikaner sie in die Neuzeit zwangen.

Die Ostasiaten und insbesondere die Japaner legen einen hohen Wert auf Harmonie und Gemeinschaft, welches sich vor allen Dingen in einer Unterordnung der eigenen Bedürfnisse gegenüber Ritualen im Sinne eines größeren Ganzen ausdrückt. Da gab es den Gottkaiser und die streng getrennten Stände und Hierarchie in der Gesellschaft.

Das krasse Gegenstück hierzu ist gerade das erste deutsche Kaiserreich welches die europäische Entwicklung maßgeblich prägte: Der Kaiser war nicht gleichzeitig die höchste spirituelle Instanz und wurde gar protodemokratisch gewählt. In unserem Kulturkreis wurde viel mehr Politik betrieben, Ergebnisse gewichtet und ausgehandelt, als es in anderen ehr militärisch streng hierarchischen Gebilden der Fall war.

Der erste Bruch der Japanischen Kultur bewirkte einen Wechsel zum Imperialismus, um die eigene Unterjochung durch die westlichen Großmächte abzuwehren. Der Kaiser wurde praktisch für das ganze Volk zur alleinigen Autoritätsinstanz. Die Energie zur Stärkung des Reichs aufgewendet.

Der zweite Bruch kam mit dem verlorenen Weltkrieg, als die Amerikaner ihnen die westliche Demokratie und dem Kapitalismus überstülpten.

Auf der einen Seite hat die japanische Mentalität den Aufstieg zur zweitgrößten Exportnation überhaupt möglich gemacht, denn die Zurückstellung der eigenen Bedürfnisse waren damals ein echter Standortvorteil der Japaner. (Damals sind bei uns viele Spinner herumgerannt und haben versucht die Japaner zu kopieren.)

Auf der anderen Seite ist dieses Land praktisch unfähig, sich zum Wohle seiner Bürger zu entwickeln. In dem Land, das sowieso eine hohe Bevölkerungsdichte hat und viele unbewohnbare Regionen besitzt, veröden ganze Landstriche. Selbst in der größten Megacity der Welt, Tokio findet diese Verödung statt. Zwar nimmt deren Wachtum immernoch zu, aber dies konzentriert sich auf deren Kern (also Tokio, Yokohama, Kawasaki), während auch hier die Randbereiche veröden.
Dauerstress, Menschenstapelei und das Herausreißen aus dem traditionellen Familienverband (die Eltern verbleiben in den sterbenden Regionen) sind ebenso schädlich für den Aufbau einer eigenen Familie, wie die Unsitte nicht vor dem Chef Feierabend zu machen oder abends mit den Kollegen saufen zu gehen, statt sich um die Familie zu kümmern.

Jetzt, wo man auch die kapitalistische Ausbeutung der Frauen entdeckt, kann man sich schon ernsthaft die Frage stellen, wer denn da überhaupt so etwas wie eine Familie und Schutzraum für Kinder und Alte darstellen soll.

Die Flucht in die höherqualifizierten Berufe hat dort die selben Gründe wie hier: Nur damit sehen viele überhaupt eine Möglichkeit sich eine Existenz aufzubauen.

Die Japaner können in dieser Art System nur überleben, weil sie es mit seinen ganzen Regeln sehr effizient ist. Leute, die sich nicht an diese Regeln halten, stören da erheblich. So gesehen ist es wenig verwunderlich, dass die Chinesen, die als Touristen sehr unangenehm auftreten, sauer aufstoßen.

Hinzu kommt die sprituelle Verbundenheit zu dem Land ihrer Ahnen, welcher einer Masseneinwanderung ebenfalls einen Riegel vorschiebt.

Allerdings gibt es hier das selbe Problem, wie bei Fukushima: Die Japaner wollen die AKW nicht mehr auf ihrer Insel, sind aber unfähig der Politik und den Wirtchaftsinteressen der Konzerne die Grenzen aufzuzeigen.

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