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  • Schlafes.Bruder

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Re: Maas setzt nur fort, was Ebert begann und Brandt unbekümmert fortsetzte

Species 8472 schrieb am 06.05.2018 08:49:

So, wie diese gesamte jetzige Mini-GroKo-SPD alles verraten hat, was einmal sozialdemokratisches Denken ausgemacht hat, verrät Maas all das, was Brandt und die Seinen einmal außenpolitisch vorgegeben haben.

Diese Verklärung Brandts ist absurd. Na klar war früher alles besser. Gestern, zum Beispiel. Da lag der Sonntag noch vor uns. Doch abgesehen davon?

... in einer Zeit, in der sogar die Schweiz über den Beitritt zur EG nachdenkt, wird es noch grotesker, wenn manche glauben, sie könnten sich in ein schweizerisches Idyll flüchten. (Brandt)

und

Ein normaler Nationalstaat [hat] ... mit gleichen Rechten und Pflichten wie alle anderen an friedenssichernden Aktionen der Vereinten Nationen teilzunehmen. (Brandt)

-- beide Zitate: Willy Brandt

Es gibt unzählige weitere Zitate Brandts, die Maas sich zu Herzen genommen haben kann. Nicht angefangen bei der Bereitschaft, gegen den Osten zu rüsten. Und nicht endend bei der Bereitschaft, (auch militärische) "Verantwortung im Ausland zu übernehmen".

Und selbst der Biograph Brandts (Merseburger) meinte, Schröder - ja, genau: der mit dem ersten völkerrechtswidrigen Krieg nach dem WK II ist gemeint - wäre im Wesen der Linie gefolgt, die Brandt vorgezeichnet hat(, was übrigens auch Bahr unwidersprochen stehen ließ und lediglich meinte "Der Lafontaine doch auch!"). Tja, und Maas ist da nur den SPD-üblichen Schritt auf dem Weg, sich von der Sozialdemokratie zu lösen, weitergegangen. Wie schon Schmidt, Brandt und Ebert vor ihnen.

Irgendwie erinnert mich dein Posting an einen weiteren Kämpfer an der harten Front, @st.sch, der auch so pauschal alle Perioden der SPD, selbst die zugegebenermaßen wenigen, mit denen man sich identifizieren kann, verurteilt. Da ich ihn lange nicht mehr gelesen habe, stellt sich mir die Frage: Bist du sein Zweitaccount und hast den jetzigen wieder aktiviert, weil @st.sch ziemlich verbrannt war? Wenn nicht, könntet ihr zwei gut zusammen eine Betriebskampfgruppe bilden - 2 Kämpfer zusammen sind doch ein Anfang für die endgültige Befreiung der Arbeiterklasse. Ach nee, klappt ja nicht, ihr wollt ja lieber andere in den Kampf schicken und das Geschehen vom Sofa aus kommentieren.

Ich sehe in meinen Ausführungen keinesfalls eine Verklärung von Brandt. Vielleicht waren es zur Zeit Brandts andere Zeiten, auch mit einer anderen (Teil-)SPD. Vielleicht hat @XYZ recht damit, dass Brandt und Co und auch ein Teil seiner Minister eine interne Revolution gegen die "herrschende" SPD geführt haben, gegen dasSeeheimer-Gesocks und die Transatlantiker - immerhin ist er ja auch in jungen Jahren eine Zeitlang Mitglied der USPD gewesen. Und er hat Minister gehabt, ich glaube Matthöfer wars, die öffentlich vorschlugen, Pinochet eine Bombe unter den Stuhl zu legen - Maas würde heute doch eher überlegen, wie er neben Merkel noch in Erdogans Arsch reinpasst.

Zugegeben, in einer Hinsicht verkläre ich Brandt, im Vergleich zur jetzigen SPD schon, er war ziemlich sympatisch, Maas und große Teile der heutigen Mini-Groko-SPD sind einfach nur Brechmittel. Aber vielleicht sollte man die auch gar nicht mehr als SPD bezeichnen, sondern, das zeichnet sich ja ab, als den kommenden rechten Flügel der CDU.

Ich sehe auch in den von dir zitierten Brandt-Zitaten keinen Widerspruch zu seiner Friedenspolitik: Die UN stand damals noch nicht so offensichtlich unter der Fuchtel der USA und dieses wertelosen angeblichen "Wertewestens", und die EU war noch nicht der demokratiefreie Dreckshaufen, zu dem sie in der Zwischenzeit verkommen ist - sie war eine Hoffnung im leider danebengegangenen Aufbau.

Ich bin damals wegen Brandt in die SPD eingetreten und am Ende wegen Schmidt wieder ausgetreten, da brauchte Schröder erst garnicht mehr kommen. Der vielgelobte Schmidt hat sich doch mehr als lächerlich und unwählbar gemacht - und Leute wie Brandt, aber auch beispielsweise Martin Luther King verächtlich gemacht, als er sagte: "Leute mit Visionen sollen zum Arzt und nicht in die Politik gehen". In der Zwischenzeit sind die Visionen zumindest zur Ökologie, die Andere hatten und die Schmidt auch damit meinte, zum, allerdings nur verbalen, Gemeineigentum aller deutschen Parteien geworden - soviel zu diesem großen, angeblichen Durchblicker.

Maas steht, wenn er in der SPD-Tradition steht, eindeutig in der Tradition von Noske und ist, auf heute gesehen, ein beinharter Seeheimer und schleimender Atlantiker. Selbst Kohl hatte mehr Feeling und Überzeugung für Friedenspolitik im kleinen Finger als Maas weiß-ich-wo (bei dem weiß man doch sowieso nicht, wo was ist, Gehirn kanns auf jeden Fall nicht sein).

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