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Avatar von Killian (cb7eacd1)
  • Killian (cb7eacd1)

1 Beitrag seit 28.08.2021

Selbst wenn Herr Knop recht hätte

Ich möchte mal folgende Frage in den Raum stellen:

Selbst wenn er Knop Recht hätte - und meines Wissens ist die der Zusammenhang zwischen einer "gesunden" Ernährungsweise und der Krebsinzidenz momentan am schwierigsten einzuschätzen - ist Herr Knops Schlussfolgerung "Hören Sie einfach auf ihren Körper, der sagt ihnen schon, was er braucht" wirklich haltbar? Ich sage nein, denn gleichzeitig ignoriert er Herr Knop reihenweise andere Krankheiten bei denen wesentlich besser ein Einfluss durch Ernährung belegt ist.

Übergewicht: Wenn es so einfach wäre wie Herr Knop sagt, wie erklärt er sich die Explosion der Übergewichtigenzahlen? Sieht er keinen Zusammenhang zwischen einer Ernährung mit ultraverarbeiteten, hochkalorischen, nährstoffarmen, ballaststofflosen, geschmacksverstärkten Nahrungsmitteln und einer Gewichtszunahme? Hören all diese Leute einfach nicht auf ihren Körper? Aber da Uwe Knop ja "echtes, gelebte Ernährungsforschung" so schätzt, hab ich hier eine eigene Anektdote: In meinem stressigen Alltag, fällt es mir jeden Tag aufs neue schwer, am Süßkram, der tagtäglich auf Arbeit ausgelegt wird, vorbeizugehen. Mein Körper sagt mir also jeden Tag, du brauchst jetzt das Duplo, den Snickersriegel, die Gummibärchen, das ist gut für dich. Auch wenn da nur Zucker drin ist. Ist das tatsächlich gut für mich? Ich bezweifle, dass er Knop seine Kinder so erzieht, wenn er welche hat. Fakt ist, der Mensch war nie zuvor mit solch einer Auswahl an hochverarbeiteten Lebensmitteln konfrontiert, die darauf getrimmt sind, dass wir sie wollen - das ist das Ziel einer ganzen Industrie, die daran forscht. Seine Prämisse, auf das Körpergefühl zu hören, gilt höchstens in einer Umwelt, in der wir nur von vollwertigen, unverarbeiteten Lebensmitteln umgeben wären, so wie wir sie in Millionen Jahren Evolution kennengelernt haben und nicht wie sie seit 60 bis 80 Jahren produziert werden.

Da für Herrn Knob den Zusammenhang zwischen schlechter Ernährungsweise (die ich jetzt einfach als ein Übermaß an hochverarbeiteten Lebensmitteln definieren würde) und Übergewicht wahrscheinlich nicht existent, sind natürlich alle Krankheiten, die Übergewichtige häufiger treffen (wie z.B. Krebs) natürlich auch nicht ernährungsbedingt, ist ja logisch.

So Sachen wie Herzkreislaufkrankheiten, Killer Nr. 1 in den westlichen Ländern, werden von Herrn Knop eiskalt ignoriert, hier sind die Zusammenhänge zu einer fettreichen (gesättigte Fette und Transfette, wohlgemerkt) viel eindeutiger belegt. Cholesterin gilt als Risikofaktor Nummer 1 und ja, es gibt Menschen die sprechen stärker auf Fette und Nahrungscholesterin an als andere, aber jeder reagiert darauf. Wer sich fettreich, durch z.B. Fastood, ernährt, der erhöht sein Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Warum erwähnt das Herr Knop nicht - glaubt er das tatsächlich selber nicht? Was sagt er zu Medizinern wie Dean Ornish, die Patienten mit Arteriosklerose und erlebten Herzinfarkten mit einer strikten Ernährungsumstellung auf pflanzliche Basis schon in den 80ern behandelt haben und damit einen RÜCKGANG der Herzschädigungen durch Arteriosklerose bei vielen Patienten erreicht hat - ist das nicht Herr Knops sogenannte gelebte, einzig wahre, Ernährungsforschung? Hätten diese Patienten weiter auf ihren Körper gehört, wären sie schon tot. Grünkohl stinkt nunmal ab gegen den leckeren Burger.

Wie siehts mit Diabetes Typ 2 aus? Auch das lässt sich, insbesondere in frühen Phasen aber zum Teil auch später mit einer Umstellung auf eine pflanzliche, vollwertige Kost in vielen Fällen umkehren, bewiesen durch Ernährungsmediziner, die ihren Job ernst nehmen und Menschen behandeln. Im Gegensatz zu Herrn Herr Knop, der den liberalen Beschützer vor Bevormundung spielt - warum haben sie eigentlich Ernährungswissenschaft studiert? Ernährungsmediziner, die tatsächlich auch daran forschen, schätzen, dass mit dieser Ernährungsweise bis zu 90% der Diabetesfälle verhindert werden können.

Man könnte auch noch über Neurodegenerative Krankheiten oder Krankheiten, die gar nicht tödlich sind, aber die Lebensqualität massiv einschränken, sprechen. Das Feld der Ernährungsmedizin ist unglaublich groß und faszinierend und vielversprechend. Schade, dass Herr Knop das nicht mehr erkennen kann. Von den ethischen Fragen ganz zu schweigen.

Ich würde ihm einfach mal empfehlen, ein paar Folgen der Ernährungsdocs anzusehen, die müssten ja genau seinen Nerv "der gelebten, echten Ernährungsfroschung" treffen. Und wenn er genau hinsieht und nachdenkt, dann fällt ihm vielleicht auch was auf, bei der Auswahl der Nahrungsmittel, die dort getroffen wird, er ist ja immerhin Wissenschaftler und kein Ideologe, der alle anderen dafür angreift ideologisch verblendet zu sein.

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