Da der Krieg gerade verloren geht (ja, der aktuelle Stillstand ist für Russland eine Niederlage - man hat fest mit der Annexion der Ukraine gerechnet), ...
Das wage ich hier doch mal zu bezweifeln. Gut, it ain't over until the fat lady has sung. Ich hatte vor einiger Zeit in diesem Forum eine interessante Diskussion mit einem in militärischen und militärtechnischen Fragen anscheinend sehr beschlagenen (siehe seine Diskussion mit DrM in den Ausgangsbeiträgen zu dem von mir zitierten) Teilnehmer arth_:
Insbesondere seit der Umstellung auf die Strategie, ukrainische Ziele erstmal mit Artillerie zu vernichten bevor man vorrückt verliert die RF kaum noch Leute, während Selenski langsam die Bürger zwischen 18 und 60 ausgehen.
Der Youtube-Kanal der Welt interviewt ja regelmäßig hochrangige pensionierte Bundeswehr-Offiziere zur Lage in der Ukraine. Ich verfolge dies seit einigen Monaten genau, und das Bild, das sich seit Anfang August bietet, entspricht dieser Einschätzung. Ich gebe jeweils die Video-URL an und danach die entsprechende Textstelle aus meiner Datei mit Notizen zu diesen Interviews: https://www.youtube.com/watch?v=w2bc4xGehnc
Generalleutnant aD Roland Kather Welt 5. August: Aus seiner Sicht der Donbass unter russischer Kontrolle. Ukrainer wollen dort noch Kräfte gegen die Großoffensive binden, die nach Kathers Sicht aber noch aussteht. Ab September können sich die Armeen außerhalb der Städte nicht mehr bewegen.
https://www.youtube.com/watch?v=b4pPfUbjWjA
Brigadegeneral (oder Oberst?) aD Richter Welt 7. August:
1:25 Bisher bei Cherson nur taktische Vorstöße, für mehr fehlen Kräfte und es bräuchte einen ganz anderen Ansatz.
https://www.youtube.com/watch?v=kjm-aQNv6Lc
Generalleutnant aD Roland Kather Welt 12. August zur ausbleibenden Gegenoffensive
0:21 Es dauert ihm zu lang, auf neue Waffenlieferungen zu warten.
1:29 Vielzahl der Kaliber der Artilleriemunition erschwert Logistik
1:58 Die Russen [sic!] behindern mit der Zerstörung der Dniepr-Brücken
mögliche Gegenoffensive
2:15 Unübersichtliche Situation. Er weiß nicht, wie es weitergeht.
https://www.youtube.com/watch?v=iT7_qil38ac
Nochmal Kather Welt 12. August
0:55 Ukrainer haben nicht die Fähigkeit zu weiträumiger Bewegungsoperation
am Boden
1:20 Offensive wäre jetzt sinnvoll, bevor sich die Russen verstärken und im
September die Schlechtwetterperiode beginnt.
https://www.youtube.com/watch?v=MvN0qSw-ub4
Oberst aD Wolfgang Richter Welt 20. August zur Taktik der Ukraine
1:00 Sieht außerhalb Chersons keine erheblichen Vorbereitungen zu raumgreifender Offensive, mit Schlägen in die Tiefe [anscheinend die Himars-Angriffe auf die Krim] allein ist kein Raumgewinn verbunden, sondern die Ukrainer müßten die Kräfteüberlegenheit vor Ort herstellen, was er nicht sieht.
1:28 Russen könnten diese [welche?] Taktik auch Umdrehen, und ukrainische
Rückeroberung Chersons wäre mit massiven Zerstörungen dort erkauft.
Dabei hatten ja die Ukrainer für ihre Offensive bei Cherson Truppen und Material aus der Region Donezk abgezogen und damit den Russen ermöglicht, dort vorzurücken. In der cleveren Formulierung (https://www.youtube.com/watch?v=763EvDsMceY&t=67s)
des Moskauer Welt-Korrespondenten C. Wanner (kein General!), die sich offenbar auf diese Gegend bezieht: Es kann sein, daß sich die ukrainische Verteidigung in einer gewissen Art von Auflösung befindet.
Ähnlich sieht es auch der Youtube-Kanal des FOCUS https://www.youtube.com/watch?v=1l8rPUTCLeI
Carlo Masala Focus 16. August Scheitern der Gegenoffensive bedroht die Existenz der ukrainischen Armee als reguläre Armee, Saratoga-Moment. Die ukrainische Armee wäre nicht mehr zur großflächigen Operationsführung in der Lage, es verbliebe noch zB Partisanenkampf.
Ich würde einen Ausgang, bei dem die Ukraine noch zu Partisanenkrieg oder zu Raktenangriffen aus der Ferne imstande ist, ohne aber Personal für eine Rückeroberung der von den Russen besetzten Gebieten zu haben, keineswegs als eine Niederlage der Russen bezeichnen. Es läuft vielleicht doch eher auf eine Art Unentschieden (https://www.youtube.com/watch?v=YMZ6FvpvleA&t=155s) hinaus?