Ein angenehm differenzierter Artikel ist das. Es zeigt sich, dass die Medien sich Leute als angebliche Vordenker eines politischen Gegners aussuchen, die sich gut skandaliseren lassen. Durch Personalisierung lassen sich Emotionen bei Lesern erzeugen. Man braucht die Komplexität dadurch nicht darzustellen. Dugin mit langen weißen Haaren ließ sich schon rein optisch als eine Art "Rasputin des Zaren" verkaufen. Interessant also zu lesen, dass Dugin eigentlich keinen großen Einfluss auf Putin hatte.
Ähnliches wurde auch schon mit der Darstellung von Nawalny als "Putins mächtigster Gegenspieler" versucht, obwohl er in Russland nur wenig wahrgenommen wurde.
Wir haben das auch schon bei anderen Gruppierungen erlebt: Höcke wurde von Medien als "der Vordenker der AfD" dargestellt. Attila Hildmann oder Michael Ballweg wurden als "die Anführer" corona-maßnahmen-skeptischer Kreise beschrieben. Leute, die sich innerhalb der Gruppierung auskennen, schütteln nur den Kopf angesichts solcher verzerrten Darstellungen.
Wenn jetzt jemand von außen auf die bundesdeutsche Politik schauen würde und Vordenker benennen wollte, wer wäre das? Sind Greta Thunberg oder der Gründer von Extinction Rebellion Vordenker von Habeck und Baerbock? Ist Klaus Schwab ein Vordenker der FDP oder der SPD? Wer ist der Vordenker von Friedrich Merz?
Wenn man sich ehrlich diese Fragen beantwortet, merkt man, wie simplifizierend solche Behauptungen sind, Politiker würden nur das Werk bestimmter Vordenker umsetzen, hätten quasi keine eigenen Interessen.