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  • Michael Boettcher

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2000

Re: Rückgriffe auf die Frühzeit sind nicht zielführend.

tzefix schrieb am 04.08.2024 11:25:

Wo kämen wir hin, wenn wir in Europa uns fragen würden, welcher Volksstamm welches Gebiet vor 1500 Jahren besiedelte?

Es geht nicht um 1500 Jahre, sondern um die letzten 100. Und die vor allem muss man betrachten, wenn man die Ursachen des Konflikts verstehen will, da er bis heute anhält.
England hat schon 1917 in der Balfour-Deklaration eine nationale Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina zugesagt. Also in einem Gebiet, dass England nicht besaß, über das es nicht verfügen konnte und in dem natürlich bereits Menschen lebten. Übrigens auch 5-6% Juden, die seit Ende des 19. Jahrhunderts Land vom osmanischen Staat erworben hatten. 1922 bekam England dann durch den Völkerbund das Mandat zur Verwaltung des Gebiets. 1947 hat die UN - bestand damals aus nur 57 Ländern - dann das Gebiet aufgeteilt, wobei die Juden, obwohl in der Minderheit, mehr als 50 Prozent der Gebiete bekamen. Beide Seiten akzeptierten die definierten Grenzen nicht, es kam zum Krieg, dem später weitere folgten. Innerhalb kurzer Zeit nach dem Teilungsbeschluss vergrößerte Israel seinen Anteil auf ca. 78 Prozent. Ca. 700.000 Palästinenser wurden durch die Israelis vertrieben.

Die Folgen spürt die Welt bis heute. Und bis heute billigt man den Palästinensern keinen eigenen Staat zu; Gaza wird seitens der UN (und auch Deutschland) als von Israel besetzt betrachtet. Dies, die Politik Israels, das u. a. von den USA und Deutschland massiv unterstützt wird, hält den Konflikt am Kochen und sorgt für den steten Nachschub bei Terrororganisationen. Ich glaube nicht, dass der Konflikt beendet werden kann, ohne dass man Garantien für einen Staat der Palästinenser gibt und Israel mindestens das Westjordanland verlässt. Das löse sich aber vermutlich nur erreichen, wenn man Druck auf Israel ausübt. Die USA werden das auf absehbare Zeit leider nicht tun. Und nur wenn die diesbezüglich handeln würden, könnte sich überhaupt etwas bewegen. Ergo werden wir mit dem Konflikt weiter leben müssen.

M. Boettcher

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