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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

weit gefehlt

Die Fixierung auf den Begriff des "Indigenen", mit dem die Palästinenser assoziiert werden, sieht Balzer kritisch. Dies führe dazu, dass Identitäten nur von der Vergangenheit her gedacht würden.

Da macht es sich einer leicht, kritisiert einen Begriff, statt sich mit der Realität zu beschäftigen. Die Palästinenser waren nun mal die Bewohner Palästinas, bevor die Zionisten einzuwandern begannen. Es ist daher absolut nachvollziehbar und logisch von der Hamas als Befreiungsbewegung zu sprechen, wobei Balzer zu glauben scheint, dieser Begriff sei stets ein Lob der so Bezeichneten. Dass Fundamentalisten ihrer Sache allermeist abträglich sind, ist schon fast eine Binse. Im konkreten Fall ist das Problem allerdings, dass es eben vorwiegend die religiös Beseelten sind, die noch genug Energie aufbringen, dem extremen zionistischen Druck zu widerstehen. (Nach dem Prinzip divide et impera hat der israelische Staat die Hamas in ihren Anfängen tatkräftig unterstützt, das nur nebenbei.) Dies hängt auch mit dem Zusammenbruch der Linken zusammen, die als emanzipatorisches Agens keine Rolle mehr spielt.

Den 7. Oktober sehe ich, in seiner monumentalen Hässlichkeit, zu der auch die israelische Armee - Stichwort Hannibal-Direktive - beigetragen hat, als Aufstand gegen eine abschnürende Gaza-Politik des israelischen Staates. Aufstände unterschreiten stets jegliches ethisches Niveau, dafür gibt es seit dem Altertum gut belegte Beispiele. Dass die Besatzungsmacht erbarmungslos und in derselben Weise reagiert, ist leider auch alles andere als neu. Das genozidale Verhalten der Israelis, das sich Foutieren über Menschenrechte, etwa der Einsatz von Folter, all das kennt man, von den antiken Römern, den Franzosen und Briten und natürlich prominent, den Deutschen. Das entschuldigt es aber nicht. Ich weigere mich, das Verhalten des Mächtigen mit dem des nahezu Machtlosen auf eine Stufe zu stellen, das ist zynisch.

Und mit Wokeness, der man selbst einen ausgeprägten Hang zum Dogmatismus vorwerfen muss, hat das weiter wenig zu tun. Was die Israelis, angetrieben von ihrer zionistischen Ideologie seit Jahrzehnten tun, und nun einem ins Monströse gesteigerten Mass, ist, unabhängig vom je eignen politischen Standpunkt unverteidigbar.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.08.2024 00:50).

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