Ich muss zugeben, daß ich mit diesen Etiketten in der Zwischenzeit nichts mehr so richtig anfangen kann.
Am Ehesten passt diese Art Etikettierung noch auf die Jugendbanden im Ostdeutschland der 90er, als es, analog zu "rot und blau", "bloods und crips", "mara 13 und mara 16" eindeutige Zuordnungen gab, wer hier zu welcher Gang im Dorf gehörte.
Auf die gesamtgesellschaftliche, inhaltliche, Diskussion lässt das Label sich imho kaum mehr anwenden, dazu gibt es zu viele "linke" Strömungen, die sich in einzelnen Punkten treffen und in vielen anderen divergieren (Armutsbekämpfung, Wohnungsbau, Arbeitspolitik, Migrationspolitik, "Umweltschutz", Ressourcenverteilung und sicher noch viele andere).
Ich versuche privat, wenn es um politische Themen geht, die Begriffe links und rechts konsequent aussen vor zu lassen und wirklich die einzelnen Punkte, um die es gehen soll, zu bewerten und meine Gesprächspartner auch dazu zu bringen, das in dem Moment zu beherzigen.
Vielen scheint es mir allerdings drum zu gehen, sich selbst - ungeachtet eigentlicher Inhalte - als "links" zu definieren und die Benefits des damit einhergehenden "Ich möchte eine gerechte Welt" einzuheimsen, ohne sich mit den technischen Details befassen zu müssen. Für solche Leute ist das Etikett dann wichtiger, als der Inhalt. Kann ich auch keinem Verübeln, ist aber einem sinnvollen Austausch dann eher abträglich.
Bin also eher der Meinung, und das gilt für alle, die sich einem der "beiden Lager" verhaftet fühlen, die Ideen (so vorhanden) des jeweils anderen Lagers als solche zu betrachten und sich nicht auf das Etikett zu versteifen. Da sieht es bei den "Rechten", oder die sich dafür halten, auch nicht besser aus als bei den "Linken".
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.12.2021 10:09).