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  • Mrothyr

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2001

Re: Mir kommen die Tränen

diekhus schrieb am 15.11.2017 12:56:

Eine Fahrt über Land weist die ganze Geschichte mal wieder als Lügengeschichte aus.
Was da an leeren Häusern und Wohnungen steht ist das Gegenteil dessen , was in den Großstädten vor zu finden ist.

Nein, das sind die zwei Seiten ein- und derselben Politik. Denn das, was da an Leerstand dasteht steht aus einem simplen Grund da: Es ist logistisch so schlecht angebunden, daß es selbst für Pendler nicht interessant erscheint. Oder daß die Miete simpel zu hoch ist, was meist daran liegt, daß ein Institutioneller die Dinger in Eigentum hat.

Schlußendlich ist "Betongold" heute Spekulationsobjekt - eine Unmasse Immobilieneigentum ist in Maklerhand. Vor zehn Jahren lagen marktübliche Preise bei etwa zehn Jahresmieten, inzwischen liegen die Preise selbst hier in der Kleinstadt bei 20 Jahresmieten. Das ist simpel nicht mehr finanzierbar für viele Eigentümer und schlußendlich auch Mieter, die bei vermieteten Wohnungen die Refinanzierung tragen müssen.

Dazu kommt (und das ist jetzt eher eine Einschätzung über Ostdeutschland, aber ich vermute mal, de Entwicklung ist im Westen ähnlich) der erbärmliche Zustand der Substanz. Da die Preise so exorbitant angezogen haben wird in die Immobilien nicht mehr investiert, die Substanz verfällt. Reparaturen werden nur noch im Notfallmodus gemacht, Erhaltungsinvestitionen fallen ganz weg. Da bereits der Kauf finanziell jenseits jeder Realität liegt haben die neuen Eigentümer keine Investitionsreserven (die Banken investieren selbst in den Immobilienhandel, aber eben nicht in Substanzinvestitionen - die Schere zwischen Mieterwartung und Investitionskosten spreizt inzwischen zu sehr auf), was zu weiterem schleichenden Verlust von Wohnungen führt. Reinvestition bedeutet heute hauptsächlich Abwohnen bis zum Verfall und dann Neubau - möglichst als Luxusobjekt und möglichst auf einer Größenordnung, die nicht auf ein Einzelhaus beschränkt ist.

Wer nun meint ( insbesondere solche welche aus dem Berufsleben ausgestiegen sind)
im Herzen einer großen Stadt leben zu müssen, der wird zahlen müssen. Aber das war schon immer so. Und Ausreden warum man unbedingt in einer Stadt leben MUSS , gibt es wie Sand am Meer.

Es ist kene Ausrede, daß Senioren kurze Wege zu Ärzten und Lebensmittelgeschäften brauchen. Nur ist gerade da, wo die Leerstände auf dem Land herrschen, auch die Infrastruktur nicht ausgebaut - keien Arztpraxen, keine Post, lange Anfahrtszeiten für Notdienste. Das kann sich ein Mittvierziger als Admin leisten, der sowieso Wege mit Auto machen muss - aber eben kein Senior, der zweimal die Woche zur Dialyse geht. Aber ich brauche dafür auch wieder eine schnelle Datenanbindung für die Arbeit, was wiederum ein KO-Kriterium auf dem Lande ist.

Nicht der verfehlte soziale Wohnungsbau ist Schuld an der Misere,

Doch, genau der. Der fehlende soziale Wohnungsbau führt dazu, daß die Immobilienpreise unbegrenzt steigen können und der Markt sich überhitzt, da schlußendlich die Sozialämter die Mieten zahlen müssen und so die irren Preissteigerungen subventionieren. Die Sozialämter sind inzwischen gigantische Subventionsmaschinen für Immobilienspekulanten, da sie sich am Mietspiegel orientieren und nicht konträr investieren. Es wäre inzwischen wesentlich billiger _für alle_, wenn sozialer Wohnungsbau (mit geeigneter Rechtsform, zum Beispiel als kommunale Genossenschaften) entsprechend niedrigpreisige Wohnmöglichkeiten bereitstellen würde. Im Primäreffekt (mietpreisbegrenzend) und im Sekundäreffekt (bei geeigneter politischer Ausrichtung auch Absenkung der Pendlerlast, also weniger Verkehrsbelastung) sowie im Ternäreffekt (Sozialkosten werden geringer)

sonder die irre Zuwanderungspolitik von Honeckers Rache , hat die Situation massgeblich verschärft.

verschärft, mehr nicht. 2015 hat die Entwicklung einen Sprung gemacht, der vielleicht ansonsten drei oder fünf oder auch 10 Jahre gebraucht hätte. Und Raute hat "wir schaffen das" gemurmelt, sich umgedreht und sich verdrückt. Und ihre Claqueure haben alle, die entsprechende Warnungen ausgesprochen haben, mal eben mit in die Nazi-Schiene einsortiert.

Denn all diejenigen , welche eben noch um ihr Leben bangten und von Assads Scheren flohen, wollen natürlich auch nicht aufs Land. Da muß der Steuerzahler doch ein Einsehen haben , schließlich bringts der heißgelaufenen Bauindustrie weitere fette Aufträge.

Sie können auch nicht aufs Land. Wir hatten hier ein Örtchen,d a sollte der Bürgermeister sogar in Beugehaft genommen werden - weil er keine Notunterkünfte bereitstellte. Nur konnte er nicht, weil _alle_ Immobilien in Privatbesitz waren und die kommunalen Immobilien nicht seiner Verwaltung unterlagen, sondern der Verwaltung des Gemeindeverbundes, der mehrere Örtchen umfasste. Dieser hatte aber die Immobilien schon mit der Zuweisung an der übergeordnete Gemeinde belegt.

Ihr kapiert es nicht, oder? Die Sache war komplett ungesteuert - die Zuwanderung war politisch erwünscht (demographisches "Problem" (das einer verfehlten Sozialorganisation geschuldet ist), billige Arbeitskräfte), mit den sozialen und organisatorischen Problemen wurden die kommunalen Träger alleingelassen, ja sogar moralisch unter Druck gesetzt. Nichtdestotrotz hätte ein sozialer Wohnungsbau auch in dem Falle geholfen, da das Potential niedrigpreisiger Wohnungen vorhanden gewesen wäre.

Es gibt nun mal Probleme, die KANN der Markt nicht regeln. Und so wenig ich die Kanzlerin der Bosse auch leiden kann - die Flüchtlingsfrage war da kein ursächlicher Faktor. ursächlich ist, daß die Kanzlerin soziale Fragen grundsätzlich nicht klären will, weil sie dann ihre Freunde mal in die Pflicht nehmen müßte. Ursächlich ist, daß die Kanzlerin sogar bereit ist, den sozialen Frieden in diesem Lande zu riskieren, um ihren Industrie- und Finanzwirtschaftskumpels, die am ganz großen Investitionsrad drehen, auch noch die Rosette zu vergolden. Daß die Salonlinken, die selbst ja Gewinner dieser Politik sind, die bereit ist, ein Drittel der Bevölkerung praktisch zu Arbeitssklaven zu degradieren, dem sekundieren, indem sie die soziale Frage, die KLASSENFRAGE als erledigt kommunizieren und schlußendlich den rechten überlassen, die das zur Rassenfrage umdeklarieren war zu erwarten.

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