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  • marasek

mehr als 1000 Beiträge seit 16.11.2001

Es gibt keinen wirklichen Grund für geschlechterbetonende Sprache

Die Argumentation der Anhänger der geschlechterbetonenden Sprache ist, dass Frauen versteckt würden und man den Prototypen eines Mannes im Kopf hätte, wenn man z. B. „Kunden“ höre.

Ersteres stimmt nicht, weil man sehr gut zeigen kann, dass über Jahrhunderte das generische Maskulinum so verstanden wurde, dass es beide bzw. heutzutage alle Geschlechter meint. Und das ist durch natürlich gewachsene Sprache entstanden, nicht etwa durch eine Kommission aus Frauenhassern.
Weiterhin ist es so, dass davon auszugehen ist, dass die feminine Form als zusätzliche Markierung aus einer Neutralform entstanden ist. Dadurch wird ja die Neutralform nicht automatisch zur gegensätzlichen Form; es gibt keinerlei Beleg dafür in der Sprachgeschichte. Das wurde erst von Feministen so behauptet.
Weiterhin gibt es X Beispiele für generische Formen, für alle Genera des Deutschen: Katze, Person (feminin), Eichhörnchen, Kind, Kitz (neutrum). Würde die Sprache so „funktionieren“, wie es die Feministen behaupten, würde sie gar nicht funktionieren, weil Wörter wie Person oder Kind nicht mehr richtig verstanden würden. Jedem ist jedoch klar, dass „Kinder“ nicht nur geschlechtslos und Personen nicht nur weiblich sind.
Außerdem gibt es quasi keine Kongruenz zwischen Genus und Sexus. Feministen könnten besser argumentieren, wenn z. B. alle unbelebten Dinge und geschlechtslose Lebewesen das Neutrum als Genus hätten.

Einzig und allein die Sache mit dem Prototypen hat eine gewisse Berechtigung: wer „Arzt“ oder „Bauarbeiter“ hört, mag eher an einen Mann denken. Das dürfte sich aber schnell geben, wenn die Bezeichnungen abstrakter werden, wie z. B. „Kunde“. Das ist für mich eher ein gesichtsloser Schatten oder spezifisch eine Verknüpfung mit einem bestimmten Zeitungsartikel, in dem ein „Kunde“ erwähnt wurde (den ich vor etwa 20 bis 25 Jahren las).
Bei „Person“ etc. ist man schon im Begriff so weit weg von etwas Konkretem, dass man wohl auch keinen konkreten Prototypen haben wird.
Weiters ist es kein großes Problem. Von einem Hund habe ich einen recht deutlichen Prototypen. Es ist aber dennoch nicht so, dass ich davon ausgehe, dass es nur Hunde gibt, die meinem Prototypen entsprechen. Generische Begriffe wären ansonsten völlig nutzlos.

Vor allem hat diese These ja alle möglichen anderen gesellschaftlichen Gruppen auf den Plan gerufen: mein Prototyp ist männlich, weiß und gesund, was ist mit den Frauen, den Intersexuellen, den „People of Color“, den Behi^H^H^H^HMenschen mit Assistenzbedarf?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.03.2018 13:04).

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