mackenzen schrieb am 26. Mai 2006 10:57
> seit ich die glotze abgeschafft habe informiere ich mich gesuender
> und ich habe jede menge zeit in der ich nicht passiv vor
> irgendwelchen unwichtigen flimmerthemen herumhaenge um am ende nur
Das ist wohl wahr. Über eine radikale Abschaffung denke ich auch
nach, obwohl ich nicht vor dem Ding rumhänge. Ohnehin ist unser
TV-Konsum sehr gering.
Die Passivität des TV-Programms droht aber von der Surf-Sucht
eingeholt zu werden. Nicht immer darf man dem Medium die Schuld
geben, sondern dem Umgang damit. Ich kenne mittlerweile Leute, die
sinnlos auf ihrer Flatrate rumsitzen und sich einfach Webseiten
angucken. Das ist genauso schlimm wie zappen, und das Angebot genauso
von "gehaltvoll" bis "Schund".
Hardware und Medium sehe ich nicht als Gefahr, sondern eher mangelnde
Alternativen für den Glotzer. Ich weiß nicht, wie deine Zeit vor der
TV-Abschaffung gestaltet war, aber offenbar hattest du diese passiven
Durchhängerphasen. Manch einer kommt von selbst drauf, dass er damit
sein Leben verplempert. Aber es wäre auch schön, wenn einem die
Eltern schon die Chance geben und in der Kindheit vielfältige Dinge
vorstellen, die mehr bieten als pure Unterhaltung. Ich hatte z.B. im
Grundschulalter eine sehr eingeschränkte TV-Erlaubnis. Es gab eh nur
3 Programme, und mehr als 2-3 Stunden pro Woche durfte ich nicht
gucken. Stattdessen gab's mal Klavierunterricht, Ruderclub und auch
mal Hockeyverein. Beim Klavierunterricht bin ich 7 Jahre geblieben,
den Sport hab ich recht schnell geschmissen. Das war aber auch kein
Problem. Ich durfte es kennenlernen und selbst gucken, ob ich Spass
daran finde. Also kein Wunderkind-Drill oder so'n Quatsch (im
Gegenteil - sowohl schulisch als auch am Klavier war ich eher gutes
Mittelmaß). Und da ich lesefaul war (eher Comic-Fan) überredete mich
mein Vater irgendwann mal auf die sanfte Tour, Dürrenmatts "Es
geschah am hellichten Tag" zu lesen, als ich krank war. Eine tolle
Wahl zum richtigen Zeitpunkt, und BOING wurde ich Literaturfreund.
Als ich dann mit 15 meinen ersten Homecomputer bekam, argwöhnten
meine Eltern auch, ob ich nicht damit zum Daddeler verkommen würde.
Für Spiele gab's einfach kein Budget, aber für Fachliteratur hatten
sie ein offenes Ohr.
Auch wenn ich in manchen Dingen grundverschieden zu meinen Eltern bin
und wir sicherlich das eine oder andere schwere Jahr durchgemacht
haben, so bin ich ihnen aber für ihre Art der Erziehung sehr dankbar.
Keine Beschäftigung war ihnen sinnlos genug, und im Gegensatz zu
behüteten "Strebern" hab ich durchaus meine Matsch-Phasen gehabt,
aber sie konfrontierten mich mit sehr vielen Dingen, die es zu
entdecken gab, ohne mich dazu zu zwingen. Heute hab ich so viele
Interessen und Hobbies, dass diese nur noch durch die schmale
verbleibende Zeit neben dem Beruf beschnitten werden. Leider ist aber
vieles von dem, was mir damals möglich war, heute zum Kostenfaktor
geworden. Die GEZ wird ja "eh gezahlt", und es wird geboten, was im
Haushalt vorhanden ist: die Unterhaltungsmaschinerie der Großen. Wenn
die Eltern selbst vielseitig sind, können auch Eltern mit knapper
Kasse einem Kind viel vermitteln, indem sie ihr Wissen und ihre
Leidenschaft weitergeben. Dafür habe ich selbst in meinem nächsten
Umkreis viele positive Beispiele. Wenn sie aber selbst schon der
passiven Betäubung erlegen sind, wird das Kind mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit nicht anders werden.
Von daher gesehen würde ich das Medium als solches nicht verteufeln.
Es ist hin und wieder mal gut, meist unerträglich, gelegentlich aber
auch einfach mal ein Zeitvertreib in Erholungsphasen. Das Niveau ist
vergleichbar mit anderen Medien, und genau wie ich meine guten
Internetseiten aussuchen muss und die Wahl zwischen gehaltvollem
Wochenmagazin und BILD habe, so kann ich mich auch für die
TV-Beiträge entscheiden, die für mich und für den Moment sinnvoll
sind. Gerade weil wir ja gelernt haben, das Leben mit Inhalt zu
füllen.
Aber nichtsdestotrotz will ich dennoch demnächst den Empfang
abschaffen - aber vornehmlich wegen dem unglaublich schlechten
Preis-Leistungsverhältnis....
Comran
> seit ich die glotze abgeschafft habe informiere ich mich gesuender
> und ich habe jede menge zeit in der ich nicht passiv vor
> irgendwelchen unwichtigen flimmerthemen herumhaenge um am ende nur
Das ist wohl wahr. Über eine radikale Abschaffung denke ich auch
nach, obwohl ich nicht vor dem Ding rumhänge. Ohnehin ist unser
TV-Konsum sehr gering.
Die Passivität des TV-Programms droht aber von der Surf-Sucht
eingeholt zu werden. Nicht immer darf man dem Medium die Schuld
geben, sondern dem Umgang damit. Ich kenne mittlerweile Leute, die
sinnlos auf ihrer Flatrate rumsitzen und sich einfach Webseiten
angucken. Das ist genauso schlimm wie zappen, und das Angebot genauso
von "gehaltvoll" bis "Schund".
Hardware und Medium sehe ich nicht als Gefahr, sondern eher mangelnde
Alternativen für den Glotzer. Ich weiß nicht, wie deine Zeit vor der
TV-Abschaffung gestaltet war, aber offenbar hattest du diese passiven
Durchhängerphasen. Manch einer kommt von selbst drauf, dass er damit
sein Leben verplempert. Aber es wäre auch schön, wenn einem die
Eltern schon die Chance geben und in der Kindheit vielfältige Dinge
vorstellen, die mehr bieten als pure Unterhaltung. Ich hatte z.B. im
Grundschulalter eine sehr eingeschränkte TV-Erlaubnis. Es gab eh nur
3 Programme, und mehr als 2-3 Stunden pro Woche durfte ich nicht
gucken. Stattdessen gab's mal Klavierunterricht, Ruderclub und auch
mal Hockeyverein. Beim Klavierunterricht bin ich 7 Jahre geblieben,
den Sport hab ich recht schnell geschmissen. Das war aber auch kein
Problem. Ich durfte es kennenlernen und selbst gucken, ob ich Spass
daran finde. Also kein Wunderkind-Drill oder so'n Quatsch (im
Gegenteil - sowohl schulisch als auch am Klavier war ich eher gutes
Mittelmaß). Und da ich lesefaul war (eher Comic-Fan) überredete mich
mein Vater irgendwann mal auf die sanfte Tour, Dürrenmatts "Es
geschah am hellichten Tag" zu lesen, als ich krank war. Eine tolle
Wahl zum richtigen Zeitpunkt, und BOING wurde ich Literaturfreund.
Als ich dann mit 15 meinen ersten Homecomputer bekam, argwöhnten
meine Eltern auch, ob ich nicht damit zum Daddeler verkommen würde.
Für Spiele gab's einfach kein Budget, aber für Fachliteratur hatten
sie ein offenes Ohr.
Auch wenn ich in manchen Dingen grundverschieden zu meinen Eltern bin
und wir sicherlich das eine oder andere schwere Jahr durchgemacht
haben, so bin ich ihnen aber für ihre Art der Erziehung sehr dankbar.
Keine Beschäftigung war ihnen sinnlos genug, und im Gegensatz zu
behüteten "Strebern" hab ich durchaus meine Matsch-Phasen gehabt,
aber sie konfrontierten mich mit sehr vielen Dingen, die es zu
entdecken gab, ohne mich dazu zu zwingen. Heute hab ich so viele
Interessen und Hobbies, dass diese nur noch durch die schmale
verbleibende Zeit neben dem Beruf beschnitten werden. Leider ist aber
vieles von dem, was mir damals möglich war, heute zum Kostenfaktor
geworden. Die GEZ wird ja "eh gezahlt", und es wird geboten, was im
Haushalt vorhanden ist: die Unterhaltungsmaschinerie der Großen. Wenn
die Eltern selbst vielseitig sind, können auch Eltern mit knapper
Kasse einem Kind viel vermitteln, indem sie ihr Wissen und ihre
Leidenschaft weitergeben. Dafür habe ich selbst in meinem nächsten
Umkreis viele positive Beispiele. Wenn sie aber selbst schon der
passiven Betäubung erlegen sind, wird das Kind mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit nicht anders werden.
Von daher gesehen würde ich das Medium als solches nicht verteufeln.
Es ist hin und wieder mal gut, meist unerträglich, gelegentlich aber
auch einfach mal ein Zeitvertreib in Erholungsphasen. Das Niveau ist
vergleichbar mit anderen Medien, und genau wie ich meine guten
Internetseiten aussuchen muss und die Wahl zwischen gehaltvollem
Wochenmagazin und BILD habe, so kann ich mich auch für die
TV-Beiträge entscheiden, die für mich und für den Moment sinnvoll
sind. Gerade weil wir ja gelernt haben, das Leben mit Inhalt zu
füllen.
Aber nichtsdestotrotz will ich dennoch demnächst den Empfang
abschaffen - aber vornehmlich wegen dem unglaublich schlechten
Preis-Leistungsverhältnis....
Comran