Zitat: "Und sie [Judith Görs] verweist auch darauf, wie unsinnig abhängig man von Atomanlagen ist, wie ständige Anpassungen vom Sicherheits- oder Umweltauflagen auch in Frankreich zeigen."
Es gibt immer irgendwelche Abhängigkeiten.
Wer AKW betreibt, braucht Kernbrennstoff, wer Gas verbrennt braucht Gas, wer regenerativ unterwegs ist, braucht Wind, Sonne, Biomasse, etc. pp. Soviel zur Abhängigkeit von der Energiequelle. Dazu gibt es vielerlei Abhängigkeiten anderer Art (ausländische Lieferanten + Lieferketten, Industrie, (sicherheits)politische Rahmenbedingungen, etc.).
Setzt man verstärkt auf eine Energieart (wie z.B. Frankreich und die Ukraine auf Atomkraft), steigt natürlich das Ausfallrisiko. Hat man dann noch eine größere Stückzahl typgleicher Kraftwerke hat, wird's nicht besser. Und wer dann auch noch - wie Frankreich - viele AKW an Flussstandorten (teils ohne Kühltürme) und nur wenige an Meeresküsten zu stehen hat, muss mit der Einschränkung leben, dass in heißen und trockenen Sommern eventuell weniger Atomenergie zur Verfügung steht. OK, kann vorkommen. Man könnte dem langfristig durch eine angepasste Strategie der Standortauswahl und der kühlwasserseitigen Anlagenauslegung begegnen, genauso wie man dem fluktuierenden Energieangebot von Sonne und Wind mit milliardenschweren Investitionen in Netze und Speicher begegnen will. Auch eine nominell extrem überhöhte Erzeugungskapazität regenerativer Anlagen gehört zu dieser Anpassungsstrategie an ein fluktuierendes Energiedargebot.
Deutschland hatte nicht ohne Grund lange Jahre einen Energiemix zur Diversifizierung der Ausfallrisiken. Dann kam die Energiewende und die Idee, die entstehende hohe Abhängigkeit von Sonne, Wind und Speichern zunächst durch ein Backup von Gaskraftwerken und vorwiegend mit relativ billigem, russischem Gas zu überbrücken. Das Ergebnis dieses Ansatzes können wir jetzt studieren.
Soviel zu tatsächlich bestehenden Abhängigkeiten.
Wer nun daherkommt und unvermeidbare Abhängigkeiten als unsinnig bezeichnet, kann eigentlich nur meinen, sie seien im vorhandenen Umfang vermeidbar oder man sollte aus welchen Gründen auch immer auf bestimmte Technologien gänzlich verzichten. Man kann dieser Meinung sein. Dann sollte man aber auch ehrlich dazu sagen, dass man nicht gewillt ist, zunächst zu versuchen, bestehende Abhängigkeiten durch geschickte Strategien zu verringern. Und man sollte auch dazu sagen, dass man bewusst neue Abhängigkeiten schafft und was diese für die Gesellschaft bedeuten.
Dass die Energiepriese bereits vor dem Ukraine-Krieg deutlich stiegen und derzeit förmlich explodieren, merken die Leute zwar selbst, aber dass dafür unter bestimmten Randbedingungen ein hohes Risiko besteht, hat man in der Vergangenheit von bestimmter Seite nicht gehört.