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  • Artur_B

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2004

Falscher Ansatz

Also ich seehe schwarz, wenn die Analyse der jetzigen Finanzkrise
nicht mehr zu bieten hat, als die Besserung der Moral einzufordern.
Da wird man wie immer scheitern.

Tatsache ist doch: die Immobilienblase in den USA ist erkennbar
gewesen. Die Baupreise haben sich von allen Fundamentaldaten gelöst,
den Mieten beispielsweise oder den Grundstückspreisen. Jeder, der im
Geschäft etwas Ahnung hat, muss das gesehen haben. Warum aber haben
die Banken dann mitgemacht? Nun, das muss man eben sehen: die Bank,
die sich verweigert hätte, hätte den Profit der Konkurrenz
überlassen, womöglich im Konkurs endend. Und das will man allen
Ernstes von den Bank-Voständen verlangen? Nö, mit Moral ist hier
nichts zu verdienen.

Natürlich musste die Blase auch von Regierungsseite her wahrgenommen
worden sein. Aber die Bush-Regierung tat nichts, um sie zu bremen, im
Gegenteil sie hat Kontrollbehörden, die dies  vorhatten, regelrecht
zurückgepfiffen. Der Grund ist klar: Bush wollte diese Konjunktur
unbedingt haben, um seinen Krieg zu finanzieren. Um den Preis des
Crashs, den wir jetzt haben. Hier wäre die Empörung weit
angebrachter. 

Noch etwas zur Daimler-Story: Herrn Reuters Konzept eines
"Technologiekonzerns" halte ich auch heute noch für eine (im Rahmen
des Systems) ausgezeichnete Idee. Beispielsweise hatte die AEG schon
in den 80-er Jahren die sogenannte "Zebra"-Batterie, die erstmals in
der Lage war, die großen Energiemengen, die beim Bremsen eines
Fahrzeugs entstehen, in kurzer Zeit aufzunehmen. Will heißen, man
hätte damals schon den Hybrid mit Bremsenergierückführung bauen
können, um nicht wie jetzt, den Japanern hinterher zu hecheln. 

Dann aber kam Schrempp mit der Parole "Konzentration aufs
Kerngeschäft", ein neoliberales Motto, welches meiner Meinung nach
von den Banken ausgegeben wurde, um keinen der Industriekonzerne
allzu mächtig werden zu lassen. Dann aber frägt sich, wer denn die
Kosten für innovative Technologien überhaupt tragen soll. Richtig,
ein Technologiekonzern hat immer Sparten, welche mit Verlust
arbeiten. Weil eben junge Technologien stets mehr Kosten als Erlöse
einfahren und es wird wohl nie gelingen, dies dauerhaft zu ändern.
Bitte, aber wer trägt enn dann die Kosten der neuen Technologien in
diesem System? Niemand. Ergo bleiben sie aus.

Soweit die Kritik an den Handelnden, im jetzigen, gegebenen System.
Was nicht heißt, dass wenn diese richtig gehandelt hätten, die
Systemfrage überflüssig wäre. Im Gegenteil, sie stellt sich
unabhängig davon von Tag zu Tag dringender.

Gruß Artur   


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