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  • Solid

mehr als 1000 Beiträge seit 27.07.2001

"Liquiditätsfalle"

> Was Larry Summers als schwere Stagnation sieht, bezeichnet der 
> Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman als Liquiditätsfalle. 
> Dies ist eine Situation, bei der die Zinssätze weit gegen null 
> gefallen sind und das Geld nicht mehr für Investitionen genutzt 
> wird, wie es John Maynard Keynes beschrieb. 

Wikipedia schreibt dazu:

> Sofort verfügbares flüssiges (liquides) Geld, das in diesem Zustand 
> noch nicht Geldkapital ist, besitzt gegenüber langfristig investiertem 
> Vermögen und gegenüber der Ware a priori einen entscheidenden Vorteil. 
> Liquides Geld bietet die Möglichkeit, sowohl für Kauf als auch für 
> Investition sofort zur Verfügung zu stehen. Bei jederzeitiger 
> Zahlungsbereitschaft und damit rascher Handlungsfähigkeit – auch 
> über einen längeren Zeitraum hinweg – kann der Geldhalter auf 
> „wesentlich bessere“ oder doch zumindest auf „bessere Alternativen“ 
> warten.

Das Problem dabei ist zum einen, dass die Inflation ignoriert wird.
Während das Geld herumliegt, verliert es an Wert. Selbst geringe
Zinsen verringern dieses Problem. Dazu kommt dass bei Zinsen nahe
oder unter Null die Aufbewahrungskosten auch für Geld plötzlich nicht
mehr vernachlässigbar werden.

Je geringer die Zinsen werden, desto höher werden daher die Anreize
für echte Investitionen, also z.B. Unternehmensbeteiligungen, die
auch in der Inflation wertstabil sind und die zudem Gewinn abwerfen
können.

Es ist einfach nicht plausibel, dass bei bestehender Inflation (und
die ist umso höher, je niedriger die Zinsen sind) die
Investitionsneigung sinken sollte. Das wäre wirtschaftlich
unvernünftiges Verhalten.

Aufgrund der Notwendigkeit von Vorsorge ist zudem noch nicht einmal
gesichert, dass die von Keynes formulierte "Liquiditätsprämie"
zwingend positiv sein muss.

Das Problem der ausbleibenden Investitionen liegt eher in einer
aufgrund schwindender Nachfrage ausbleibenden Ertragserwartung.  Es
ist also weniger das Problem, dass zu wenig Kredite gewährt werden
(sinkende Zinsen signalisieren im Gegenteil ein Überangebot an
Krediten), sondern dass zu wenige Kredite nachgefragt werden wegen zu
geringer Nachfrageerwartungen.

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