State of Art bisher:
https://de.wikipedia.org/wiki/Populationsgenetik_und_Anthropologie_der_Linearbandkeramischen_Kultur
Genetische Untersuchungen
Ältere DNA (aDNA)-Studien zeigten überzeugend, dass die „neolithische europäische Bauernpopulationen“, European Neolithic farmers (ENFs) in erster Linie genetische Nachkommen der zentral- und westanatolisch neolithischen Landwirte,Anatolian Neolithic farmers (ANFs) waren.[13][14][15] Unterschied sich doch ihre genetische Signatur deutlich von den „autochthonen mesolithischen europäischen Jägersammlern Mitteleuropas“, autochthonous Mesolithic European hunter gatherers (HGs) of central Europe (WHGs) auf der Ebene von uniparentalen Markern[16] wie mitochondrialer DNA (mtDNA) und Y-Chromosom sowie genomweit.
In genetischen Untersuchungen Nikitins aus dem Jahre 2019 zeigte sich erneut, dass es nur einen begrenzten genetischen Austausch zwischen Landwirten mit Migrationshintergrund und den lokalen europäischen mesolithischen Jäger- und Sammlerpopulationen (HGs) gab.[17] Hingegen konnte der Austausch materieller Güter zwischen den Landwirten zu den Jägern- und Sammlern dokumentiert werden.[18]
Die alteuropäischen, mittelsteinzeitlichen Kleingruppen der Jäger-und-Sammler-Kulturen trugen bevorzugt die mitochondrialen Haplogruppen U4 und U5[19], welche man bisher bei Linearbandkeramikern nicht gefunden hat.[20] Die Haplogruppe U4 ist in den Populationen des Jungpaläolithikums weit verbreitet. Dieser Zeitraum bezeichnet den jüngeren Abschnitt der eurasischen Altsteinzeit von 40.000 Jahren bis zum Ende der letzten Kaltzeit (Beginn des Holozäns) um etwa 9.700 v. Chr. Der Beginn des Jungpaläolithikums steht für Einwanderung „anatomisch moderner Menschen“ (Homo sapiens) nach Europa.[21][22][23]
Die Bandkeramiker haben – nach dem heutigen Forschungsstand – im Genpool der Europäer nur sehr geringe Spuren hinterlassen.[24][25] Dabei sind die wissenschaftlichen Interpretationen der gefundenen Ergebnisse hinsichtlich der genetischen Verteilung spezieller Haplotypenvariationen in den bandkeramischen Kulturen noch sehr im Fluss.[26] Nach Wolfgang Haak (2006) ist die mitochondriale Haplotypenverteilung im Bereich der Bandkeramiker divergent, so träfen im Verbreitungsgebiet ihrer Kultur in den untersuchten Proben im gesamten Mitteleuropa Einflüsse aus mehreren Richtungen aufeinander. Im westlichen europäischen Verbreitungsgebiet der Bandkeramiker finden sich hauptsächlich der mitochondriale Haplotypus V, T und K, hingegen sind es in Mitteldeutschland, neben den genannten, auch die mitochondrialen Haplotypen Hgs N1a, W, HV.[27][28]
Die Diffusionisten, die die Aneignung der Kulturtechniken durch die lokale spätmesolithische Bevölkerung verwirklicht sehen, räumen zwar eine vorderasiatische oder innereuropäische Migration ein, sehen aber in den Bandkeramikern die Nachkommen mesolithischer Jäger und Sammler, die das „Agrarpaket“ übernommen hätten.[356] Dann hätten die verschiedenen miteinander in Berührung tretenden Sprachräume über einen Sprachkontakt den komplexen Kulturtransfer ermöglichen müssen. Ein solcher Austausch kann durch direkte Nah- oder Fernkontakte zwischen Vertretern der über die Agrartechniken verfügenden Volksgruppen erfolgt sein, wobei man unter Fernkontakten Beziehungen versteht, die nicht durch räumliche Nähe in der unmittelbaren Heimat erfolgen, sondern z. B. durch Handelsbeziehungen stattfinden.
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