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  • Alqaszar

617 Beiträge seit 17.10.2004

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Diese alte Fußball-Allgemeinplatz-Wahrheit bestätigt sich vielleicht
auch jetzt wieder. Der BR, vielleicht progressiver als die
unterstellte CSU-Nähe es vermuten lassen möchte, hat bereits mit
seinem dritten Radioprogramm "Bayern 3" Maßstäbe gesetzt. So wie SWF
3 und vielleicht SDR 3 oder die Europawelle Saar wurde hier die
erfolgreiche, öffentlich-rechtliche Pop- und Servicewelle begründet.
Thomas Gottschalk moderierte beispielsweise hier.

Doch ist diese Art Radio zu machen erstens nicht ganz freiwillig
eingeführt worden und zweitens inzwischen deutlich in die Jahre
gekommen.

Denn die populären Wellen des ARD-Hörfunks waren vor allem Reaktionen
auf die populären Programme, die es damals schon gab, vor allem also
Radio Luxemburg. In Bayern waren es Anfang der 1980er die
transalpinen UKW-Stationen aus Südtirol, wie etwa Radio Brenner,
welche dem BR die Hörer entzogen.

Dazu kam 1984 die Einführung des privaten Rundfunks, mit dem
landesweiten Privatsender "Antenne Bayern" und den privaten
Lokalsendern. Die vom BR dagegen gesetzte Konkurrenz besteht vor
allem eben aus Bayern 3.

Nun kommt das Programm aber selbst in die Jahre. Es kann den Spagat
nicht mehr schaffen zwischen 16jährigen HipHop-Fans und den
42jährigen Genesis-Hörern. Nun muss entschieden werden: Verjüngen
oder konsequet auf eine ältere Hörerschaft ausrichten?

Andere Rundfunkanstalten haben diese Frage schon längst beantwortet
und ihre Jugendwellen bereits in den 90ern eingeführt: Der WDR mit
Einslive, der NDR mit NJoy, der HR mit YOU FM, der RBB mit Fritz!,
der MDR mit Sputnik, der SWR mit Das Ding und der SR mit Unser Ding.
Das kleine, aber feine Radio Bremen fährt mit seinem vierten
Hörfunkprogrann ein auch viel beachtetes Radio.

Die Qualität dieser öffentlich-rechtlichen Jugendwellen ist durchaus
Unterschiedlich. Es geht vor allem darum, die Musiksparten zu
besetzen, egal ob das mit einem über- oder unterdurchschnittlichen
musikalischem oder journalistischem Anspruch geschieht.

Unterschiede gibt es auch in der Verbreitung der Programme. Während
es beim WDR oder RBB ein großes, landesweites UKW-Netz gibt, müssen
sich andere mit ein paar schwachen Frequenzen zufrieden geben, die
nur einen Teil des eigentlichen Sendegebiets der jeweiligen Anstalt
abdecken.

Der BR hat hier aber noch sozusagen eine Trumpfkarte im Ärmel,
nämlich die vierte UKW-Kette, die derzeit das Programm "Bayern 4
Klassik" überträgt. Hier ist der Name Programm, es wird vornehmlich
"Klassik" gespielt; man könnte auch krtisch sagen: "gedudelt".

Verlegte man nun dieses Programm mit der akustisch anspruchsvollen
Musik in das Digitalradio DAB, so stünde sofort eine landesweite
UKW-Kette für ein BR-Jugendprogramm zur Verfügung. Das wirft
natürlich Fragen auf: Noch hat ja kaum jemand einen DAB-Empfänger,
und für eine öffentlich-rechtliche Anstalt ist es ja quasi
Ehrensache, eine Klassik- und Kulturwelle im Angebot zu haben.

Alternativ aber könnte sich der BR auch entscheiden, die fünfte
UKW-Kette, derzeit belegt mit dem "Newshäppchen"-Sender B5 Aktuell,
für das Jugendprogramm herzunehmen und den Nachrichtensender auf die
Mittelwelle zu verlegen. Dort könnte immerhin jeder den Sender
weiterhin hören, wenn auch mit einem etwas dumpferen Klang als
bisher.

Die erste Variante erscheint wahrscheinlicher; aber sie würde
bedeuten, dass Bayern 2 zu einem Kultursender umgebaut werden wird,
in dem es auch Strecken mit der sogenannten "ernsten Musik" geben
müsste. Opfer wäre hier das Format "Zündfunk", weil es ja im Fall der
Fälle dann bereits einen Jugensender im Angebot des BR-Hörfunks geben
würde.

Und endlich sind wir bei der Gretchenfrage. Wird der Jugendsender nun
eine Abspielstation für die aktuelle "Bravo Hits"-CD, oder wird quasi
der Zündfunk zu einem vollwertigen Programm ausgebaut?

Geschähe letzteres, wäre es ein Wunder. Denn aus einem unerfindlichen
Grund traut sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht, mehr als
einen oder zwei Hörfunkprogramme anzubieten, welche unter 10 %
Marktanteil liegen. Begründet wird das durch den
"Vollversorgungsauftrag", der eine gewisse Bandbreite des Angebots
vorschreibt, aber auch zu einer hemmungslosen Kommerzialisierung der
Programme führen kann.

Es steht also zu befürchten, dass die anvisierte BR-Jugendwelle
erheblich anspruchsloser sein wird, als das bisherige Angebot des
Zündfunks. Daher wäre es ja naheliegend, neben dem quasi
kommerziellen Jugendformat den Zündfunk für die interessierte
Minderheit bestehen zu lassen.

Wollen wir also hoffen, dass es so kommt.
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