Es spielt schon lange keine wirkliche Rolle mehr, der Journalismus hat sich in einer schrägen selbstreferentiellen Blase eingerichtet (im Artikel eher wohlwollend als "homogene" Gruppe bezeichnet) und abgesehen von verzweifelten Rückzugsgefechten sind Themen- und Deutungshoheit dahin.
Zum Einen weil man seit Jahren seinen Auftrag in eher pädagogischen Spähren sieht und versucht die allgemeine Bevölkerung zu erziehen(und die Verachtung für jene Provinzler fernab des haupstädtischen Latte Macchiato Strichs trieft teilweise förmlich aus manchem Erguss unabhängig des politischen Spektrums), zum Anderen weil man, da das ursprüngliche Geschäftsmodell Leserschaft an Anzeigenkunden zu verkaufen (und ja - darum ging es am Ende), einfach tot ist und man um Kohle zu sparen Twitter und Facebook zur Quelle aller Fragen des Seins erhoben hat - gespickt mit der 1:1 kopierten dpa Medlung um die Seite voll zu bekommen.
Die Tech Giganten haben das genüsslich angenommen und nun, nachdem man seine Marktmacht gefestigt hat, werden auf teils geradezu dystopische Arten und Weisen Fakten geschaffen und Meinung "gestaltet". Die klassischen Medien spielen da keine Rolle mehr. Man hat es nur noch nicht so wirklich wahrhaben wollen.
Aber muss man das bedauern? Nicht wirklich.
Es wird immer wieder auf die herausragende Bedeutung des Journalismus für unsere Demokratie verwiesen. Wann in den letzten 100 Jahren war das denn bitte der Fall??
Weltweit, egal bei welchem Unrechtsregime und Diktatur, egal wie viele starben, Journalisten waren immer in der ersten Reihen. Sicher, es gab immer Aktivisten welche unter großem Risiko versuchten Aufklärung zu betreiben aber sorry - jene waren durchgehend seltener als Nobelpreisträger im lokalen Supermarkt. Betreffs Tagespolitik ist das was heute publiziert wird im großen Ganzen sowieso Hofberichterstattung und hinfällig. Wann gab es denn das letzte Mal große Aufklärungsarbeit welche auch was gebracht hat? Und mein Gott - in den letzten 20 Jahren gab es Skandale genug.
Wenn ich heutzutage Ergüsse quer durchs politische Spektrum lese, wenn mal wieder irgendein Millenial seine psychologischen Probleme zur gesellschaftlichen Frage zu erheben versucht, frage ich mich ernsthaft nur noch - who cares??
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.01.2022 15:12).