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  • Karsten W.

mehr als 1000 Beiträge seit 19.10.2000

Re: Das ist Realität…

> Ob wir in den nächsten 10 bis 20
> Jahren so weit sein werden, wird sich mE. zeigen, aber meiner Meinung
> nach wird die KI immer noch gründlich überschätzt.

Ich sehe das genau anders herum. IMO wird die KI deutlich
unterschätzt, und zwar weil KI eben keine menschliche Intelligenz ist
und daher ganz andere Vor- und Nachteile hat.

Die meisten Leute erwarten von der KI-Forschung, das da ein
"Maschinenmensch" herauskommt, dessen Verhalten dem eines echten
Menschen möglichst ähnlich ist. Diese Ähnlichkeit wird zum
entscheidenden Kriterium erhoben, ob Fortschritt stattfindet oder
nicht. Das ist IMO eine völlig falsche Sichtweise, KI geht einen ganz
anderen Weg als natürliche Intelligenz. Man erwartet ja z.B. auch von
Ameisen nicht, das sie handeln wie Menschen und die haben ja mit dem
Menschen sogar mehr gemeinsam als ein Roboter.

Ein anderer Aspekt ist der "AI-Winter". Also das die damals so
hochgesteckten Erwartungen, die so jäh enttäuscht wurden. Das war
damals halt die erste Generation. Die haben vieles falsch
eingeschätzt und sind so falsch ans Problem herangegangen. Der damals
favourisierte Ansatz (also inference-engines, symbolische
Informationsverarbeitung usw) erwies sich schnell eine Sackgasse und
so denken viele, das gilt für die KI als ganzes. 

Das ist aber ein großer Irrtum, denn heute werden ja andere Verfahren
benutzt, die aber auch erst wegen der inzwischen verfügbaren
Rechenleistung möglich geworden sind. Das sind vor allem statistische
Ansätze, die der unscharfen Natur auch viel näher kommen als die
exakten Ansätze der ersten KI-Epoche. Mit solchen Verfahren ist es
z.B. in recht kurzer Zeit gelungen, gut spielende GO-Programme zu
entwerfen, die sogar schon auf niedrigem Niveau mit Profis mithalten
können. Etwas was mit dem klassischen Ansatz (der ja z.T. noch in
Schachprogrammen drin steckt) unmöglich war.

Natürlich wird kein Computer allein deshalb intelligent, nur weil er
1 ExaFlop schafft und nicht nur 1 TFlop. Aber gerade die heutigen
statistischen Ansätze profitieren ja massiv von mehr Rechenleistung.

Auch die Tatsache, das die intelligentesten Gehirne ja auch am
meisten Rechenkapazität (dort realisiert durch die Zahl der Synapsen)
haben, zeigt, das Rechenleistug auch in der Natur zählt. Und momentan
liegen da auch die größten Computer noch ca. Faktor 1000 unter einem
menschlichen Gehirn. Und Systeme die für mobile Anwendungen geeignet
sind liegen wohl noch nicht mal bei der Rechenleistung eines
Mäusehirns.

Da die verfügbare Rechenleistung aber weiterhin exponentiell wächst,
erwarte ich da noch so manche Überraschung.

> Wenn Du ohne deutlich bessere Argumente dabei bleiben willst, sehe
> ich keinen Anlass, meine Einschätzung zu revidieren.

Wenn du einen "Beweis" haben möchtest, muß ich den dir den natürlich
schuldig bleiben. Aber Technik die noch nicht existiert wurde ja oft
genug bis direkt vor ihrer Entwicklung für unmöglich gehalten.

> sollte – keinesfalls Technik-feindlich gedacht. Sie richtete sich
> gegen den Versuch, die Verantwortung für das "Böse" auf Maschinen
> abzuschieben.

Meine Antwort war primär darauf gerichtet, von Maschinen nicht mehr
zu erwarten als von Menschen. Und den Fortschritt auch nicht zu
unterschätzen.

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