DJ Holzbank schrieb am 3. Dezember 2012 13:59
> blu_frisbee schrieb am 3. Dezember 2012 11:58
>
> > wie sonst soll ich mir so nen Klopper erklären wie "lebenslang dieselben
> > Gene"? Was seinen Artikel zum verbalen Mobile macht.
>
> Was soll daran falsch sein?
> http://www.zeit.de/2008/25/M-Genetik
> Schleim macht in dieser einem populärwissenschaftlichen Artikel angemessenen
> Formulierung auf längst Bekanntes aufmerksam
Das "längst Bekannte" ist falsch, falsch, falsch!
> > > Damit würde die Psyche zu einer Resultante aus biologischer Grundlage
> > > und sozialer Interaktion, was letztlich dem alten Modell von Freud,
> > > dem Ich-Es-Überich entspricht.
> >
> > Zum Sigi hab ich Reservationen.
> Ich wollte aber lediglich - ganz vordergründig - auf die Auffassung
> des Psychischen als Resultante des Biologischen und Sozialen hinaus,
> die den Anknüpfungspunkt für den "Freudo-Marxismus" bildet.
> Und wem kämen angesichts dieses Artikels nicht Erich Fromms
> sozialpsychologische Untersuchungen in den Sinn.
Mit der Resultante geh ich ja noch mit. Mit Freud nicht mehr.
Übrigens war Freud Mediziner der seine PA irgendwann dermaleinst
tatsächlich biochemisch aufgelöst visionierte. Ganz anders als seine
Epigonen die sich an Worten besaufen und ihr Begriffsgefängnis nicht
verlassen können. Wie zB Fromm. Vor einigen Jahren hatte ich wieder
mal den suhrkamp-band Zen Buddhismus und Psychonanlyse zur Hand.
Während Fromm (wie Irwisch) verstaubtes verblasenes 68er Zeugs
faselte war Daisetz Taitaro Suzuki luzide und klar.
> > > In einer Welt "materiell realisierter Begriffe", so könnte man zugespitzt sagen,
> > Die Begriffe sind das Resultat einer Abstraktionsleistung und ihrer
> > materiellen Repräsentation erstmal nachgängig. Ich warne vor
> > mechanistischer Marx-Interpretation. Vllt liegts auch an
> > Unzulänglichkeit der Sprache.
>
> Das Haus, in dem Sie leben, ist "materiell realisierter Begriff", das
> Auto, das Sie fahren, die Rechtsordnung mit ihren Institutionen, der
> Sie unterworfen sind etc. pp.
Die Biochemie meines Hirns, die mich zu dem macht was ich bin ist
kein realisierter Begriff*, sondern der Begriff dazu ist die
Abstraktion von der Biochemie. Bei äußeren Gegenständen ist das
anders.
Irgendwie verkürzen Sie Dialektik auf einfaches Widerspiegeln; hier
müßten Sie mehrfaches Hin- und Herreflektieren zwischen den Ebenen in
rechnung ziehen. Its complicated!
*(Das stimmt nicht ganz: Erziehung. Aber da mehr Reflexionen. So
platt hat Marx nicht gedacht. Hoffe ich. Wenigstens kanns ich nicht
denken. Meine Persönlichkeit ist jedenfalls nicht 100% Resultat einer
Arbeit, welche "bewußt, planmäßig, zielgerichtet, zweckbestimmt,
naturformend" ist.)
> "Das Kapital", Kapitel 5.1 "Der Arbeitsprozeß"
> [ Biene & Baumeister ]
>
> Oder auch die schon erwähnten "Thesen über Feuerbach"
Hanna Arendt weist drauf hin daß Marx, wo immer er von Arbeit
schreibt aus dem Handwerk zitiert und nicht der täglich sich
wiederholenden Plackerei mit dem Lebensnotwendigen. Die dauernden
Gegenstände Haus+Tisch vergammeln grade nicht wie begrenzt haltbare
Feldfrüchte. Das Putzen hat nie ein Ende.
> blu_frisbee schrieb am 3. Dezember 2012 11:58
>
> > wie sonst soll ich mir so nen Klopper erklären wie "lebenslang dieselben
> > Gene"? Was seinen Artikel zum verbalen Mobile macht.
>
> Was soll daran falsch sein?
> http://www.zeit.de/2008/25/M-Genetik
> Schleim macht in dieser einem populärwissenschaftlichen Artikel angemessenen
> Formulierung auf längst Bekanntes aufmerksam
Das "längst Bekannte" ist falsch, falsch, falsch!
> > > Damit würde die Psyche zu einer Resultante aus biologischer Grundlage
> > > und sozialer Interaktion, was letztlich dem alten Modell von Freud,
> > > dem Ich-Es-Überich entspricht.
> >
> > Zum Sigi hab ich Reservationen.
> Ich wollte aber lediglich - ganz vordergründig - auf die Auffassung
> des Psychischen als Resultante des Biologischen und Sozialen hinaus,
> die den Anknüpfungspunkt für den "Freudo-Marxismus" bildet.
> Und wem kämen angesichts dieses Artikels nicht Erich Fromms
> sozialpsychologische Untersuchungen in den Sinn.
Mit der Resultante geh ich ja noch mit. Mit Freud nicht mehr.
Übrigens war Freud Mediziner der seine PA irgendwann dermaleinst
tatsächlich biochemisch aufgelöst visionierte. Ganz anders als seine
Epigonen die sich an Worten besaufen und ihr Begriffsgefängnis nicht
verlassen können. Wie zB Fromm. Vor einigen Jahren hatte ich wieder
mal den suhrkamp-band Zen Buddhismus und Psychonanlyse zur Hand.
Während Fromm (wie Irwisch) verstaubtes verblasenes 68er Zeugs
faselte war Daisetz Taitaro Suzuki luzide und klar.
> > > In einer Welt "materiell realisierter Begriffe", so könnte man zugespitzt sagen,
> > Die Begriffe sind das Resultat einer Abstraktionsleistung und ihrer
> > materiellen Repräsentation erstmal nachgängig. Ich warne vor
> > mechanistischer Marx-Interpretation. Vllt liegts auch an
> > Unzulänglichkeit der Sprache.
>
> Das Haus, in dem Sie leben, ist "materiell realisierter Begriff", das
> Auto, das Sie fahren, die Rechtsordnung mit ihren Institutionen, der
> Sie unterworfen sind etc. pp.
Die Biochemie meines Hirns, die mich zu dem macht was ich bin ist
kein realisierter Begriff*, sondern der Begriff dazu ist die
Abstraktion von der Biochemie. Bei äußeren Gegenständen ist das
anders.
Irgendwie verkürzen Sie Dialektik auf einfaches Widerspiegeln; hier
müßten Sie mehrfaches Hin- und Herreflektieren zwischen den Ebenen in
rechnung ziehen. Its complicated!
*(Das stimmt nicht ganz: Erziehung. Aber da mehr Reflexionen. So
platt hat Marx nicht gedacht. Hoffe ich. Wenigstens kanns ich nicht
denken. Meine Persönlichkeit ist jedenfalls nicht 100% Resultat einer
Arbeit, welche "bewußt, planmäßig, zielgerichtet, zweckbestimmt,
naturformend" ist.)
> "Das Kapital", Kapitel 5.1 "Der Arbeitsprozeß"
> [ Biene & Baumeister ]
>
> Oder auch die schon erwähnten "Thesen über Feuerbach"
Hanna Arendt weist drauf hin daß Marx, wo immer er von Arbeit
schreibt aus dem Handwerk zitiert und nicht der täglich sich
wiederholenden Plackerei mit dem Lebensnotwendigen. Die dauernden
Gegenstände Haus+Tisch vergammeln grade nicht wie begrenzt haltbare
Feldfrüchte. Das Putzen hat nie ein Ende.