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  • DJ Holzbank

mehr als 1000 Beiträge seit 03.09.2011

Re: "selbst erzeugt"

blu_frisbee schrieb am 3. Dezember 2012 15:10

> DJ Holzbank schrieb am 3. Dezember 2012 13:59
[...]
> > Was soll daran falsch sein?
> > http://www.zeit.de/2008/25/M-Genetik
> > Schleim macht in dieser einem populärwissenschaftlichen Artikel angemessenen
> > Formulierung auf längst Bekanntes aufmerksam

> Das "längst Bekannte" ist falsch, falsch, falsch!

Erstaunlich.
Stephan Schleim hat zurecht darauf hingewiesen, dass sich der Anstieg
der psych. Erkrankungen schwerlich auf's Genom zurückführen lässt,
weil dieses ja über einen so kurzen Zeitraum als unverändert
angesehen werden muss.
Nun kontern Sie mit der differentiellen Genexpression, und wollen
damit wohl ausdrücken, dass da ja doch "am Gen" was passiert.
Nur wird erstens das Genom ohnehin stets differentiell exprimiert
(die unterschiedlichen Zelltypen, die alle vom selben Genom
abstammen), so dass es sich also dabei kaum um eine Neuigkeit
handelt, und zweitens wird die Veränderung der Genexpression, die
vermutlich mit den psychischen Krankheiten einher geht, eben VON
AUSSEN induziert, ist auf irgendeine Form von Stress bzw. Reiz
zurückzuführen. Das ist doch der Punkt.
Sie glauben also Ihre Position halten zu können, indem Sie darauf
hinweisen, dass der Reiz ja biologisch verarbeitet und beantwortet
wird. Ja klar, möchte man antworten, wie denn sonst. 
Aber der Reiz, die Störung selbst ist nicht biologisch. Es handelt
sich - das wollte Schleim sagen - um keine Mutation.

[...]
> > Ich wollte aber lediglich - ganz vordergründig - auf die Auffassung
> > des Psychischen als Resultante des Biologischen und Sozialen hinaus,
> > die den Anknüpfungspunkt für den "Freudo-Marxismus" bildet.
> > Und wem kämen angesichts dieses Artikels nicht Erich Fromms
> > sozialpsychologische Untersuchungen in den Sinn.

> Mit der Resultante geh ich ja noch mit. Mit Freud nicht mehr.
> Übrigens war Freud Mediziner der seine PA irgendwann dermaleinst
> tatsächlich biochemisch aufgelöst visionierte. Ganz anders als seine
> Epigonen die sich an Worten besaufen und ihr Begriffsgefängnis nicht
> verlassen können. Wie zB Fromm. Vor einigen Jahren hatte ich wieder
> mal den suhrkamp-band Zen Buddhismus und Psychonanlyse zur Hand.
> Während Fromm (wie Irwisch) verstaubtes verblasenes 68er Zeugs
> faselte war Daisetz Taitaro Suzuki luzide und klar.

Gut. Ich weise auf Fromms sozialpsychologische Untersuchungen hin,
und Sie beklagen, dass Ihnen dessen Interpretation des Buddhismus
nicht zusagt.
Werfen Sie den Band doch einfach weg. :D

> > > > In einer Welt "materiell realisierter Begriffe", so könnte man zugespitzt sagen,

> > > Die Begriffe sind das Resultat einer Abstraktionsleistung und ihrer
> > > materiellen Repräsentation erstmal nachgängig. Ich warne vor
> > > mechanistischer Marx-Interpretation. Vllt liegts auch an
> > > Unzulänglichkeit der Sprache.
> > 
> > Das Haus, in dem Sie leben, ist "materiell realisierter Begriff", das
> > Auto, das Sie fahren, die Rechtsordnung mit ihren Institutionen, der
> > Sie unterworfen sind etc. pp.

> Die Biochemie meines Hirns, die mich zu dem macht was ich bin ist
> kein realisierter Begriff*, sondern der Begriff dazu ist die
> Abstraktion von der Biochemie.

Habe ich denn davon gesprochen? Oben steht doch noch mein Satz.

> Irgendwie verkürzen Sie Dialektik auf einfaches Widerspiegeln; hier
> müßten Sie mehrfaches Hin- und Herreflektieren zwischen den Ebenen in
> rechnung ziehen. Its complicated!
> *(Das stimmt nicht ganz: Erziehung. Aber da mehr Reflexionen. So
> platt hat Marx nicht gedacht. Hoffe ich. Wenigstens kanns ich nicht
> denken. Meine Persönlichkeit ist jedenfalls nicht 100% Resultat einer
> Arbeit, welche "bewußt, planmäßig, zielgerichtet, zweckbestimmt,
> naturformend" ist.)

Das hat doch auch niemand behauptet. Es ging mir um den Charakter des
"Menschengemachten", also der "Komplexität", von der Sie zuvor
gesprochen hatten.
Wie sich das psychisch niederschlägt, das habe ich offen gelassen.
Der Artikel deutet darauf hin, dass es sich vermehrt krankhaft
niederschlägt.
Jedenfalls sedimentieren sich die "Eindrücke" aber wohl zumeist
"irrational", "unverarbeitet" und im Ganzen unbegriffen.

> > "Das Kapital", Kapitel 5.1 "Der Arbeitsprozeß"
> > [ Biene & Baumeister ]
> > 
> > Oder auch die schon erwähnten "Thesen über Feuerbach"

> Hanna Arendt weist drauf hin daß Marx, wo immer er von Arbeit
> schreibt aus dem Handwerk zitiert und nicht der täglich sich
> wiederholenden Plackerei mit dem Lebensnotwendigen. Die dauernden
> Gegenstände Haus+Tisch vergammeln grade nicht wie begrenzt haltbare
> Feldfrüchte. Das Putzen hat nie ein Ende.

Das könnte daran liegen, dass er die Besonderheiten des Kapitalismus
bearbeitet hat. Geputzt hat man auch im Feudalismus und putzen wird
man auch im Kommunismus. :)

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