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  • Alqaszar

617 Beiträge seit 17.10.2004

Spiegelbilder

Die italienische Anomalie lautete: Nicht die Sozialisten, sondern die Kommunisten waren nach dem Krieg die größte Partei der politischen Linken. Dieses Phänomen war einmalig in Westeuropa, und hat besonders auf der anderen Seite des Atlantiks Besorgnis ausgelöst.

Durch die frühe Lossagung von Moskau und das Beschreiten eines eigenen Weges namens "Eurocomunismo" durch Enrico Berlinguer wurde dies überhaupt möglich. Schließlich kam es durch den "historischen Kompromiss" sogar zu einer Zusammenarbeit mit der konservativen Volkspartei "Democrazia Cristiana".

Im Jahre 1994 brach das Parteiensystem in Italien völlig zusammen. Sowohl die Christdemokraten als auch die Sozialisten waren Tief in Mafia und Korruption verstrickt, diese beiden Parteien verschwanden von der Bildfläche. Aber auch die Kommunistzische Partei überlebte den Mauerfall nicht.

Aus der Asche des alten Systems stieg Silvio Berlusconi mit seiner neuen Art von Partei, gestützt auf das TV-Imperium Mediaset und dem Namen des Fußball-Schlachtrufs "Forza Italia": Populistisch und postfaktisch. Gegen den "cavlaiere" wurde ermittelt, wegen Steuern, wegen Sex mit Minderjährigen? Ein Komplott der Linken!

Aus der alten Kommunistischen Partei entstand schließlich die heutige PD. Ihr gelang es zwischendurch sogar zwei Mal, Berlusconi zu stürzen -- verhedderte sich aber in inneren Streitigkeiten und verschliss ihr Spitzenpersonal in atemberaubender Geschwindigkeit.

Schließlich verlor Berlusconi ein Referendum über dfie Privatsierung der Wasserversorgung, und plötzlich stand der Kaiser ohne Kleider da. Das System Berlusconi war geschlagen, weil er trotz seiner politischen Dominanz, trotz seines Einflusses auf die Medien das Volk nicht davon überzeugen konnte, in seinem Sinne abzustimmen.

Aber die PD war es nicht, die ihn schlug. Es waren einfach die Menschen auf der Straße, die 9 Jahre lang den Wechsel zwischen Berlusconi und der Linken erlebt hatten, während das Land nicht vorankam.

Die Straße kristallisierte zunehmedn bei den "Fünf Sternen" aus, einer ebenfalls populistischen Protestbewegung, die der Komiker Beppo Grillo begründete und die das von Berlusconi nicht wahr genommene Internet nutzte, um die Leute hinter sich zu versammeln.

Die PD aber gewann mit der Abrissbirne Renz die Wahlen. Renzi aber ist ein Schröder-Blair-Mann, zu einer Zeit, wo selbst die deutsche SPD begriffen hat, dass die "neue Mitte" nru eine Chimäre war. Denn inzwischen waren die tollen Aktiendepots, die ja jeder seit den 90ern hatte, in der Bankenkrise zusammengeschmolzen, und die smarten Anzugträger entpuppten sich als Versager und Betrüger.

Der Euro, der demografische Wandel, wirtschaftliche Stagnation -- auf all das hat Renzi keine Antwort geben können. Er ist am ehesten mit einem Sigmar Gabriel zu vergleichen, der einmal auf der Welle oben schwamm, doch als die Brandung verebbte, hatte er keine Antworten mehr.

Nun wird es also eine linke Abspaltung geben. Das entspricht der Logik einer eben nach 1990 nuicht stehengebliebenen Geschichte, aber irgend ein Problem löst es nicht.

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